Die Thalsaline – Halle und das Salz um 1700
Eine Online-Ausstellung zu Siedehütten-Modellen aus der Wunderkammer der Franckeschen Stiftungen
Eine Online-Ausstellung zu Siedehütten-Modellen aus der Wunderkammer der Franckeschen Stiftungen
Vom Mittelalter bis in die Frühe Neuzeit war Halle eine angesehene Salzstadt. Die Herstellung und der Verkauf von Salz verhalfen ihr zu Wohlstand, denn das »weiße Gold« war unverzichtbar, um Speisen zu würzen oder leicht verderbliche Lebensmittel zu konservieren. Als begehrtes Handelsgut prägte das Salz aber nicht nur die Wirtschaft, Gesellschaft und Identität der Stadt, sondern auch die unmittelbare Lebenswelt ihrer Menschen.
Jahrhunderte lang gewann Halle sein Salz auf der alten Thalsaline. Hier befanden sich die Solebrunnen und Siedehütten, wo SalzarbeiterInnen aus flüssiger Sole körniges Speisesalz fertigten und an Händler verkauften. Betrieben wurde das Salzwerk von den Pfännern, denen es ein gutes und verlässliches Einkommen bescherte. Sie besaßen traditionell großen Einfluss auf die Geschicke der Stadt.
Grundriss der Stadt Halle 1748
Grundris der zum Herzogthum Magdeburg gehörigen im Saal-Creyse gelegenen Stadt Halle Anno 1748, Kupferstich von Gottfried August Gründler, 1748. Halle, Franckesche Stiftungen: AFSt/A 01/05/21
1680 fiel das Erzstift Magdeburg, zu dem Halle gehörte, an das Kurfürstentum Brandenburg. Die Kurfürsten und späteren Könige Preußens als neue Landesherren interessierten sich sehr für das hallische Salz. Sie etablierten bald eine eigene Salzproduktion mit anderem Brennstoff, verbesserter Technik und straffem Vertrieb – erst in einigen Siedehütten auf der Thalsaline, ab 1721 in der neu errichteten Königlichen Saline vor den Toren der Stadt. Die vertraute Welt der hallischen Pfänner, Salzwirker und Bornknechte geriet dadurch zunehmend ins Wanken.
Entdecken Sie mit unserer Online-Ausstellung in den vier Kapiteln »Tradition & Wandel«, »Mensch & Arbeit«, »Produktion & Technik« und »Handel & Transport« die Thalsaline um 1700, erkunden Sie virtuelle Modelle historischer Salzsiedehütten aus der Wunderkammer der Franckeschen Stiftungen und verfolgen Sie den Wandel einer vormodernen Arbeitswelt.
Aus heutiger Sicht erscheint die Thalsaline als unübersichtlicher Ort. Doch selbst für die Menschen damals war es nicht immer leicht, die besonderen Verhältnisse dort zu durchschauen. Diese hatten sich im Mittelalter herausgebildet und bis zum Ende des 17. Jahrhunderts praktisch kaum verändert. Der Wandel um 1700 aber konfrontierte die traditionelle Arbeitswelt des halleschen Salzwerks mit neuen, effizienteren Formen des Wirtschaftens und läutete schließlich das langsame Ende der alten Thalsaline ein. Die Zeit der »modernen« staatlichen Salzunternehmen war angebrochen.
Grundriss der Thalsaline 1705
Grundt: Riß des Thaals in Halle, zusammt denen darinnen befindlichen Saltz Kothen und Brunnen […]. ao. 1705, kolorierte Federzeichnung, 1705. Magdeburg, LHASA MD, Standort Wernigerode: Rep. F 2 1d, Nr. 1, fol. 12r
Seit dem Mittelalter wurde das Salz auf einem umgrenzten Areal innerhalb der Stadtmauern Halles gewonnen, das »Thal« oder auch »die Halle« genannt. Hier, westlich des Marktplatzes, befanden sich vier Solebrunnen: Deutscher Brunnen, Gutjahr, Meteritz und Hackeborn. Alle Brunnen – bis zu 35 Meter tief – führten Sole unterschiedlicher Menge und Güte. Um sie drängten sich auf engstem Raum etwa 110 Siedehäuschen. Diese nannte man niederdeutsch »Kothen«, was Kate oder Hütte bedeutet. In den Kothen verkochten Salzwirker mit ihrem Gesinde die Sole zu Speisesalz.
Das Areal der Thalsaline war mit Grenzsteinen genau abgesteckt. Die eingemeißelten Wappen zeigten an, ob man sich auf Stadt- oder Thalgebiet bewegte.
Alle paar Jahre schritt eine Kommission die Grenzen des Thalbezirks ab und kontrollierte dabei auch den ordnungsgemäßen Zustand der Grenzsteine. Die Jahreszahlen auf den Steinen bestätigten diese Ortsbegehungen. Heute sind nur noch zwei Grenzsteine erhalten.
Als Stadt- und Landesherren besaßen die Magdeburger Erzbischöfe grundsätzlich die Rechte an der Thalsaline. Die Sole vergaben sie in unterschiedlichen Anteilen meist als Lehen an wohlhabende Hallenser, die dadurch Solgutsbesitzer wurden. Infolge handfester innerstädtischer Konflikte zog der Erzbischof 1479 ein Viertel aller Thalgüter – die »Quartsole« und einige Siedehütten – für eigene Zwecke ein. Diese hoheitlichen Rechte beanspruchten 1680 auch die Hohenzollern als neue Landesherren.
Das Solgut war vererbbar, aber nur an männliche Nachkommen. Hinterbliebene Frauen konnten jedoch eine Entschädigung als Auskommen beanspruchen. Man durfte das Solgut auch verkaufen, tauschen oder verpfänden, was in Halle recht häufig geschah. Dadurch wechselten immer wieder die Besitzer, die aber stets der Oberschicht angehörten.
Die Lehnsbindung wurde 1722 in freies, erbliches Eigentum umgewandelt. Dadurch konnten erstmals auch Frauen gleichberechtigt über Solgut verfügen. Ab 1730 gestand man ihnen zudem das Siederecht zu.
Das zeremonielle »Lehntafelhalten« zum Jahresende diente dazu, neue Solgutsbesitzer offiziell zu bestätigen. Hierbei wurden im Beisein von Hof-, Stadt- und Salinenvertretern alle Besitzverhältnisse mit einem Griffel in Wachstafeln geritzt. Zu jedem Brunnen gehörten drei dieser aufwendig in Holz gebundenen Tafeln gleichen Inhalts: je eine für das Thalgericht, den Landesherrn und den Rat der Stadt.
Die Belehnung hallischer Bürger mit Salinenanteilen war ein wichtiges höfisch-städtisches Ritual, das den großen Einfluss des Landesherrn auf die Saline unterstrich. Zugleich konnten sich dabei alle Beteiligten vorteilhaft in Szene setzen und das harmonische und gedeihliche Miteinander von Saline, Stadt und Hof demonstrieren. Hinter den Kulissen aber kam es nicht selten zu Unstimmigkeiten.
Solgutsbesitzer durften ihre Sole nicht ohne weiteres zu Salz versieden lassen. Nur Pfänner – viele von ihnen erfolgreiche Kaufleute – waren dazu berechtigt. Hierfür mussten sie verheiratete Stadtbürger mit eigenem Haus und Hof in Halle sein, eine Siedehütte besitzen und über Solgut verfügen. Deshalb waren die meisten Pfänner zugleich Solgutsbesitzer. Wem Siedehütte oder Solgut fehlte, konnte beides gegen eine Gebühr von Gutsbesitzern pachten.
Als eigenständige Unternehmer organisierten sich die Pfänner in der Pfännerschaft, einer frühen Form der Genossenschaft mit eigenem Vermögen, Wappen und Siegel, um die Saline gemeinschaftlich zum Wohle aller zu betreiben. Sie waren zuständig für die Pflege der Salinentechnik und erteilten ihren Arbeitskräften Weisungen. Da gewöhnlich viele Pfänner im Stadtrat vertreten waren, bildeten sie eine gewichtige Größe im Stadtgeschehen Halles.
Jeder Pfänner durfte nur eine Siedehütte besitzen. Diese Regel sollte verhindern, dass einige wenige das Salzwerk dominieren. Hingegen konnten sich zwei Pfänner als sogenannte »Spänner« auch eine Siedehütte teilen.
Die feierliche »Besatzung der Thalgüter« legte jedes Jahr aufs Neue fest, welche Personen zur Pfännerschaft gehören. Wer im Folgejahr als Pfänner »pfannwerken« und mit dem Salzverkauf einen »Pfännergewinnst« erwirtschaften wollte, begab sich kurz vor Jahresende zum Rathaus. Dort musste er vor einer landesfürstlichen Kommission sowie Repräsentanten der Stadt und Saline erklären, in welcher Siedehütte er sieden lassen möchte. Erst dann wurde ihm das Siederecht erteilt.
Wenn sich die Stadt veränderte, kam auch Bewegung in die Pfännerschaft. Das zeigt sich besonders in brandenburgisch-preußischer Zeit nach 1680. Zwar stammten um 1700 nach wie vor die meisten Pfänner aus einer Pfännerfamilie oder hatten in eine solche eingeheiratet, doch gab es immer mehr Neuzugänge: Professoren der 1694 gegründeten Friedrichsuniversität zum Beispiel, vor allem aber preußische Beamte.
Der Mediziner und Universitätsprofessor Friedrich Hoffmann etwa beschäftigte sich aus medizinischem Interesse mit Salz und publizierte dazu. Als Pfänner war er innovations- und experimentierfreudig und gehörte zu den ersten Mitgliedern der Pfännerschaft, die ihre Siedehütten für den Betrieb mit Steinkohle umrüsteten.
Die enge soziale Verflechtung von Pfännerschaft und preußischer Verwaltung ist typisch für die Zeit um 1700. Es war durchaus gewinnträchtig, das Amt eines Geheim-, Hof- oder Justizrats mit dem Pfannenwerk zu verbinden. Die Aussicht auf eine Karriere im Staatsdienst führte so manchen über die Stadtgrenzen hinaus bis nach Berlin, mitunter gekrönt von der Verleihung eines preußischen Adelstitels. So stieg der Pfännersohn Johannes Andreas von Kraut (1661–1723), Gründer des Königlichen Lagerhauses, als Unternehmer, Bankier und Minister zu einer der einflussreichsten Persönlichkeiten im Berliner Wirtschaftsleben auf. Für seine Verdienste wurde er in den preußischen Adelsstand erhoben, ebenso sein älterer Bruder Christian Friedrich von Kraut (1650–1710), der auch Pfänner war.
Die exklusive Stellung der Pfännerschaft zeigte sich auch im 1464 erstmals erwähnten Thalhaus mit seinen prachtvollen Räumen. Hier tagte nicht nur das Thalgericht, sondern auch Versammlungen und Festlichkeiten der Pfänner bot es ein würdiges Ambiente. 1882 wurde das Thalhaus abgerissen, die Innenausstattungen von Gerichtssaal und Festzimmer konnten jedoch gerettet werden. Die historischen Räume sind heute im 1904 errichteten Talamt der Moritzburg Halle zu besichtigen, einer freien Nachbildung des ehemaligen Thalhauses.
Wer in der Stadt etwas ausgefressen hatte, suchte bisweilen Zuflucht im Thal, wo man vor dem unmittelbaren Zugriff der Stadtgerichte einigermaßen sicher war. Nicht wenige Studenten versteckten sich – zum Beispiel nach handfesten Auseinandersetzungen mit der Stadtwache – vorübergehend bei Halloren, mit denen sie ein gutes Verhältnis pflegten.
Der Salzgraf vertrat die Rechte des Landesherrn an der Saline. Als oberster Richter stand er dem Thalgericht vor, das mehrmals im Jahr tagte, um über Verstöße gegen das Thalrecht zu verhandeln: von fahrlässigem Umgang mit Feuer über Unterschlagung von Sole bis hin zu Tötungsdelikten. Hierbei unterstützten ihn mehrere Schöffen. Außerdem trat der Salzgraf bei traditionellen Zeremonien und öffentlichen Anlässen als Repräsentant von Saline und Pfännerschaft auf. Damit war er ein wichtiger Vermittler zwischen den Pfännern und der Obrigkeit. Zu den bekanntesten Salzgrafen in Halle zählen Friedrich Hondorff (1628–1694) und Johann Christoph von Dreyhaupt (1699–1768).
Salzgrafen sind in Halle seit 1145 urkundlich belegt. Sie wurden vom Stadtrat für gewöhnlich auf Lebenszeit gewählt und vom Landesherrn bestätigt. Der 48. und letzte offizielle Salzgraf, der hallesche Jurist Karl-Friedrich Zepernick (1751–1839), wurde 1785 in sein Amt eingeführt.
Drei Oberbornmeister standen dem Salzgrafen als Verwalter zur Seite. Sie beaufsichtigten die Solebrunnen und die gesamte Salzproduktion und wurden jährlich vom Rat der Stadt gewählt. Ihnen unterstellt waren die Unterbornmeister, die die korrekte Verteilung der Sole an die Kothen sowie notwendige Baumaßnahmen überwachten und bei Streitigkeiten schlichteten. Darüber hinaus sorgten vier Thalvorsteher für die Instandhaltung der Brunnen und Brunnenhäuser sowie der Wege und Gebäude im Thal.
Mit dem Tod seines letzten Administrators August von Sachsen-Weißenfels (1614–1680) wurde das Erzstift Magdeburg – zu dem auch Halle gehörte – 1680 ein weltliches Herzogtum im Herrschaftsgebiet des Kurfürstentums Brandenburg. Nun waren die brandenburgischen Kurfürsten und späteren preußischen Könige aus dem Hause Hohenzollern die regierenden Landesherren.
Bis 1680 gab es auf brandenburgischem Boden keine Salinen. Darum mussten die Kurfürsten ihr Salz teuer importieren, vor allem Siedesalz aus Lüneburg, aber auch Meersalz von der Atlantikküste. Nun aber schien diese Zeit endlich vorüber. Denn auf dem neu erworbenen Territorium Magdeburgs gab es gleich fünf ergiebige Salinen, darunter auch das Salzwerk von Halle. Vor allem dessen Salz sollte künftig die Provinzen Kurbrandenburgs versorgen, die lange Abhängigkeit von Lüneburg beenden und die Staatskasse füllen.
Die Saline in Lüneburg
Stadtansicht von Lüneburg mit Saline, kolorierter Kupferstich von Franz Hogenberg in: Georg Braun (Hrsg.): Civitates orbis terrarvm; 5: Vrbivm Praecipvarvm Mundi Theatrvm Qvintum […], Coloniae Agrippinae, [1599?], [o. S.]. Heidelberg, Universitätsbibliothek: A 330 A Gross RES::5, https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/braun1599bd5/0150, Public Domain Mark 1.0
Brandenburgs Untertanen aber waren mit dem Salz der halleschen Pfännerschaft unzufrieden. Es schien ihnen zu grob und nicht so strahlend weiß wie das Lüneburger, das in Bleipfannen gesiedet wurde. Auch verzichteten die Pfänner auf das Angebot, die landesherrlichen Anteile an der Thalsaline zu pachten und im Namen des Kurfürsten Salz für Brandenburg zu sieden.
Um mit der Qualität des Lüneburger Salzes mithalten zu können, entschied der »Große Kurfürst« Friedrich Wilhelm, eine eigene Salzproduktion aufzubauen. Der Vorschlag dazu stammte vom brandenburgischen Finanzbeamten Christian Friedrich von Kraut, dem Sohn eines halleschen Pfänners. Kraut wurde zum Salzdirektor ernannt und leitete den kurfürstlichen Siedebetrieb. Fortan gab es auf der Thalsaline zwei Salz-Unternehmen unmittelbar nebeneinander: die alte pfännerschaftliche sowie die neue staatliche Saline mit eigenen Siedehütten, separater Verwaltung und vereidigten Salzwirkern.
Da die Brunnen stets mehr Sole führten, als die Salzwirker versieden konnten, ließ die Pfännerschaft die überschüssige Menge – die sogenannte Extrasole – einfach in die Saale fließen. Aus Sicht des Kurfürsten pure Verschwendung, von der er bereits vor seinem Besuch der Thalsaline 1681 wusste. Er ordnete darum an, in seinen Salzkothen diese Extrasole gewinnbringend zu versieden. Sie wurde die Grundlage der Salzgewinnung in den sogenannten »Domänenkothen« und der späteren Königlichen Saline vor dem Klaustor. Als die Produktion wie gewünscht lief, verpachtete der König seinen Eigenbetrieb an eine Ritterschaft.
Im 17. und 18. Jahrhundert schwand Halles Bedeutung als Salzstadt und mit ihr der Wert des alten Salzwerks. Das hatte nicht nur wirtschaftliche Gründe. Denn die Pfännerschaft entfernte sich mehr und mehr von ihrer Saline, die zwar ein schmales, verlässliches Einkommen bot, aber kaum noch Prestige. Mehr gesellschaftliches Ansehen versprach der Staatsdienst, ob mit oder ohne Adelstitel.
Das erlahmende Interesse der Pfänner ist einer der Gründe, warum die pfännerschaftliche Thalsaline um 1700 allmählich den Anschluss verlor. Neue Technologien, Produktionsmethoden und Handelsmöglichkeiten hielten nun Einzug bei der Konkurrenz – den neuen staatlichen Salinen Preußens und Kursachsens. Die Pfännerschaft reagierte zu spät darauf.
Fördern, Sieden, Verpacken – der Weg von der Sole zum Salz erforderte mehrere straff organisierte Arbeitsschritte, an denen verschiedene Berufsgruppen Tag und Nacht beteiligt waren. Hinzu kamen Hilfskräfte und Handwerker wie die Zimmerleute, Pfannenschmiede und Korbflechter, die die Saline mit Arbeitsgeräten versorgten. Somit bot das Salzgewerbe vielen Hallensern ein Auskommen. Dabei war es stets ein Knochenjob, meist schmutzig und mitunter gefährlich. Technische Neuerungen nach 1700 brachten zwar Erleichterung, kosteten aber zunehmend Arbeitsplätze.
Von den Folgen des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) erholte sich die Talsaline nur langsam. Noch 1680 produzierte sie gerade mal halb so viel Salz wie vor dem Krieg. Als schließlich die Pest um 1682 ein letztes Mal in Halle wütete, zählten auch Salzarbeiter zu ihren Opfern. Die Pfannen blieben die meiste Zeit des Jahres kalt, zuletzt standen über 20 Siedehütten ohne Salzwirker und Gesinde da. Drei Jahre später aber ging es wieder leicht bergauf.
Heute nimmt man an, dass Halle während der letzten Pestwelle ungefähr die Hälfte seiner Bevölkerung verlor. Danach lebten nur noch etwa 6.000 Menschen in der Stadt. Spätere Zuwanderung ließ die Bevölkerungszahlen wieder steigen.
Das comicartige Bild zeigt den Salzgewinnungsprozess in Halle um 1670 und die dabei tätigen Menschen auf einen Blick anhand nummerierter Stationen – vom Heben der Sole bis zum Verladen des Salzes. Kupferstich in: Friedrich Hondorff: Das Saltz=Werk zu Halle in Sachsen befindlich […], Halle 1670. Halle, Franckesche Stiftungen: BFSt: S/A:1398
Die Bornknechte – aufgeteilt in Haspeler, Radtreter, Störtzer, Zäpffer und Träger – standen am Beginn der Salzproduktion. Haspeler und Radtreter zogen die Sole mühsam mittels muskelkraftbetriebener Hebewerke aus den Brunnen, die sogleich von den Störtzern und Zäpffern in großen Trögen gesammelt und für den Transport zu den Siedehütten in Zuber abgefüllt wurde.
Ein von Pferden angetriebenes Hebewerk (Pferdegöpel) am Deutschen Brunnen ersetzte 1731 zwar die alte Fördertechnik und erleichterte somit die Arbeit, machte aber zugleich 20 Bornknechte arbeitslos.
Die schwerste und gefährlichste Arbeit aller Bornknechte verrichteten die Soleträger. Zu zweit schleppten sie die Sole in schweren Zubern über rutschige Holzstege von den Brunnen zu den Salzkothen. Dort schütteten sie die Sole in Fässer und liefen wieder zurück zum Brunnen, wo schon der nächste Zuber auf sie wartete.
Um einseitiger körperlicher Belastung vorzubeugen, arbeiteten die Bornknechte abwechselnd in großen und kleinen Schichten und lösten sich in einem festgelegten Rhythmus gegenseitig ab, z. B. Radtreter mit Zäpffern. Auch bei den Soleträgern wurde auf eine genaue Reihenfolge beim Tragen und Ablösen geachtet. Trotzdem war die Gefahr von Arbeitsunfällen mit schweren Verletzungen und lebenslangen Gesundheitsschäden beträchtlich.
Als Arbeitslohn erhielten die Bornknechte lebenslang eine »Gerente« zugesprochen, also eine ganz bestimmte Menge Sole, die zusätzlich versiedet wurde. Von deren Erlös konnten sie nicht nur ihren Lebensunterhalt bestreiten, sondern im Alter oder Krankheitsfall auch Knechte bezahlen, welche die Arbeit für sie verrichteten. Spätestens mit Beginn des 16. Jahrhunderts waren die Bornknechte in einer eigenen Brüderschaft organisiert.
Die technisch erfahrensten Arbeiter der Saline waren die Salzsieder, die man auch als Wirker bezeichnete. Sie standen in einem befristeten Dienstverhältnis zu ihrem Pfänner, das bei Bedarf verlängert wurde. Ihre anstrengende Arbeit verrichteten sie im Inneren der Siedehütten an den Pfannen, umgeben von Hitze, Soledunst und beißendem Rauch. Unterstützt wurden sie dabei häufig von ihren Frauen und Kindern, aber auch angestellten Knechten.
Der Arbeitsalltag folgte strengen Regeln, auf deren Einhaltung ein Eid zu leisten war. Bei Verstößen drohte der Ausschluss von der Saline oder Schlimmeres.
Leibes- und Lebensstrafen wurden insbesondere dann vollzogen, wenn Salzwirker Sole verschwendeten, veruntreuten oder zu anderen Zwecken als zum Sieden nutzten – ausgenommen Feuerlöschen und Kochen von Soleiern. Ebenso war es ihnen verboten, verschüttetes Salz zu verkaufen.
Die Pfänner zahlten ihren Siedemeistern einen festen Wochenlohn selbst bei Krankheit oder »Kaltlager«, also wenn nicht gesiedet wurde und die Pfannen kalt blieben. Da die Siedemeister auch für den Verkauf des Salzes zuständig waren, durften sie vom Händler – dem »Salzgast« – für jedes Stück Salz ein genau festgelegtes Trinkgeld verlangen. Von diesen Einnahmen bezahlte der Meister nicht nur seine Hilfskräfte, sondern auch Arbeitsgeräte, Siedezutaten sowie kleinere Reparaturen. Den Rest behielt er für sich.
Die Salzwirker waren keineswegs nur arme Lohnarbeiter, auch wenn es Unterschiede zwischen einfachen Siedern und ranghöheren Siedemeistern gab. Manche hatten sogar ein eigenes Haus und Grundbesitz und konnten sich ein bescheidenes Vermögen ansparen. Um ärmere Kollegen zu unterstützen, zahlten alle Wirker in eine gemeinschaftliche Kasse ein.
Im 18. Jahrhundert wurden vermehrt Siedehütten im Thal abgerissen, was viele Siedemeister und Knechte um ihre Arbeit brachte. Manchmal fanden sie als schlechter bezahlte Lohnarbeiter eine Anstellung beim königlichen Siedebetrieb, nicht selten aber mussten sie sich nach einer anderen Tätigleit umsehen.
Die Salzwirker bildeten – gemeinsam mit den Verladearbeitern – die noch heute bestehende »Salzwirkerbrüderschaft im Thale zu Halle«. Im 18. Jahrhundert setzte sich für deren Mitglieder die Bezeichnung »Halloren« durch. Die Halloren entwickelten eigene Traditionen und Bräuche wie Pfingstbier, Fahnenschwenken oder Fischerstechen, die auch gegenwärtig noch gepflegt werden.
Die charakteristische Festkleidung der Halloren entwickelte sich in Anlehnung an bürgerlich-städtische Bekleidungssitten im 17. und 18. Jahrhundert. Auch heute noch wird sie zu besonderen Anlässen getragen. Sie besteht aus dem Dreispitz als Kopfbedeckung, einem mit Pelz verziertem Rock in Rot oder Blau, einer geblümten Weste mit 18 silbernen Kugelknöpfen, die jeweils eine eigene Bedeutung haben, einer schwarzen Kniebundhose aus Samt mit langen Bändern, weißen oder blauen Strümpfen sowie schwarzen Halbschuhen mit Silberschnalle.
Die Salzwirker oder Halloren genossen einige Sonderrechte, die ihnen in den Thalordnungen garantiert wurden. Dazu gehörten der Fisch- und Vogelfang, der das Auskommen bei Kaltlager sicherte, sowie die Herstellung von geräucherter Schlackwurst und Soleiern. Seit dem 17. Jahrhundert waren sie gegen Entlohnung auch als Leichenträger tätig.
Neben diesen Rechten hatten die Salzwirker auch Pflichten: Im Kriegsfall etwa mussten sie einen Teil der Stadtmauer verteidigen. Bei Hochwasser hatten sie die Solebrunnen abzudichten und das Salz in Sicherheit zu bringen. Nach einer Flutkatastrophe gehörte es zu ihren Aufgaben, das Flussbett auszuschlemmen. Und brach Feuer in der Saline oder der Stadt aus, mussten die Wirker ihre Arbeit unterbrechen und am Unglücksort mit anderen Salinearbeitern beim Löschen helfen. Die Sole erwies sich dabei als ideales Mittel.
Die Brandgefahr auf der Thalsaline war nicht nur wegen der offenen Feuerstätten in den Siedehütten beträchtlich. Auch fielen täglich große Mengen Asche an, die mit größter Sorgfalt und Vorsicht entsorgt werden mussten. Wer ein Feuer unbeaufsichtigt ließ oder auf den Wegen Glut verschüttete, hatte mit empfindlichen Strafen zu rechnen.
War das Salz trocken und verkaufsfertig, brachten Träger es in den Weidenkörben von der Siedehütte zum Verladeplatz, wo bereits die Fuhrleute warteten. Als Kopfschutz trugen sie eine sackartige Haube. Bevor die Träger das Salz den Lädern und Stöppern übergaben, befreiten sie es mit einem Reisigbesen von Rußstückchen, die sich beim Trocknen in der Siedehütte darauf abgesetzt hatten.
Die Lädermeister beluden mit ihren Knechten die Karren und Wagen der Salzgäste, und zwar möglichst Platz sparend. Hierfür wurden die festen Salzstücke mithilfe einer Hacke in kleinere Brocken zerschlagen und anschließend aufgeschichtet. Große, vierrädrige Wagen für lange Transporte fassten ungefähr 60 ganze Salzstücke, je nach geladener Menge variierte die Zahl der vorgespannten Pferde.
Die Stöpper waren dafür zuständig, die Salzladung für den Transport zu sichern. Damit unterwegs kein Salz verlorenging, waren die Karren und Wagen mit Leinwand ausgeschlagen und mit Stroh abgedichtet. Über der Fracht spannten die Stöpper als Wind- und Regenschutz eine große Plane, die sie mit Weidenruten abstützten und mit einem Strick umwickelten.
Die Träger, Läder und Stöpper gehörten wie die Salzsieder zur Salzwirkerbrüderschaft und erhielten ebenfalls einen Geldlohn. Ähnlich wie bei den Bornknechten wurden Witwen, Hinterbliebene und Kranke aus einer Gemeinschaftskasse unterstützt.
Für Sicherheit und Sauberkeit auf dem Salinengelände sorgten Tagelöhner, die den Unterbornmeistern unterstellt waren. Die Stegeschäufler reinigten die Fuß- oder Laufstege, damit die Soleträger mit ihren schweren Zubern sicher zu den Siedehütten gelangten – ganz besonders nachts, wenn sie zusätzlich Laternen mit sich trugen.
Verschüttete Sole sowie Regen- und Schmelzwasser liefen über ein System hölzerner Ablaufrinnen, den sogenannten »Spulen«, in die Saale ab. Sie verhinderten Wasserlachen auf dem tiefliegenden Gelände, welche die Brunnen verunreinigt hätten. Die Spulzieher waren dafür verantwortlich, diese Rinnen von Schmutz und Schlamm zu befreien, damit das Wasser jederzeit schnell abfließen konnte.
Was sich sonst an Schutt und Unrat auf der Thalsaline ansammelte, brachte der Flößmeister auf einer Schubkarre zur Saale. Dort lud er die Abfälle auf ein zusammengezimmertes Floß, um sie an geeigneter Stelle flussabwärts zu entsorgen. Der Flößmeister erhielt als einziger der für Reinigungsarbeiten zuständigen Tagelöhner zusätzlich eine bestimmte Menge Sole.
Zu den unverzichtbaren Nebengewerben der Thalsaline gehörten die Pfannenschmiede, die von den Pfännern bezahlt wurden. Aus gehämmerten Eisenblechen fertigten sie mittels Nieten die großen Siedepfannen. Eine Pfanne hielt ungefähr 20 volle Siedewochen, danach benötigte man eine neue. Aus zwei gebrauchten Pfannen konnte noch eine minderwertigere »Kreuzpfanne« hergestellt werden.
Das frisch gesiedete Salz wurde in spezielle Weidenkörbe gefüllt, in denen es trocknen und bis zum Verkauf lagern konnte. Die Körbe ließen sich mehrmals verwenden, mussten aber zuvor von Korbwäscherinnen in der Saale gereinigt werden. Waren neue notwendig, beauftragte und bezahlte der Pfänner einen Korbmacher, der die Körbe exakt nach Maß zu fertigen hatte.
Die Salzkothen aus Holz waren beständig Rauch, Ruß und Soledämpfen ausgesetzt und wurden darum schnell baufällig. Von Zimmerleuten mussten sie regelmäßig ausgebessert, schlimmstenfalls abgerissen und gänzlich neu errichtet werden. Zur Instandhaltung der Brunnenhäuser und anderer gemeinschaftlich genutzter Gebäude wurde ein amtlicher Thals-Zimmermann bestellt und vereidigt.
Technische Neuerungen und Veränderung der Arbeitsabläufe um und nach 1700 veränderten den Alltag auf der Thalsaline nachhaltig. Sie schufen die Grundlage für die frühindustrielle Salzgewinnung. Vorangetrieben wurde diese Entwicklung vor allem von preußischen Salinenbeamten.
Mit Aufnahme der kurfürstlichen Salzproduktion auf der Thalsaline wechselte rund ein Viertel der Salinenarbeiter den Dienstherrn. Aus pfännerschaftlichen Salzarbeitern wurde nun kurfürstliches Siedepersonal, das nicht mehr dem Thalgericht unterstand.
1701 gehörten zur Belegschaft der königlichen Siedehütten 23 festangestellte, regelmäßig entlohnte Personen: ein Faktor, ein Obersalzsiedemeister, 16 einfache Salzsieder, zwei Salzzähler und drei Pfannenschmiede. Nicht festangestellt war hingegen das stets erforderliche Hilfspersonal. Handwerker wie Maurer, Schmiede, Böttcher, Schornsteinfeger sowie Steinkohlenfahrer, Boten, Salzpacker und Tagelöhner zum Stempeln der Salztonnen wurden je nach Aufwand bezahlt.
Umbauten an den Siedehäusern und Förderanlagen erleichterten zwar die Arbeit und erhöhten die Salzausbeute, führten aber auch dazu, dass immer weniger Arbeitskräfte nötig waren. Besonders die Soleförderung mit Muskelkraft wurde nach und nach von Maschinen übernommen, der Transport der Sole über Röhren machte die Soleträger überflüssig.
Aller Menschen Arbeit auf der Thalsaline hing ab von der produzierten Salzmenge und der dabei genutzten Technik. Politische Eingriffe, Absatzminderung und Rationalisierung gefährdeten stets Arbeitsplätze. Veränderungen der gewohnten Ordnung und Privilegien lehnten die SalzarbeiterInnen daher meist ab.
Die Frühe Neuzeit war keine Epoche bahnbrechender technischer Innovationen. Noch bis ins 18. Jahrhundert hinein entwickelte man stattdessen die großen Erfindungen des Mittelalters weiter, um sie effektiver zu nutzen. Denn das Spektrum verfügbarer Energieträger war begrenzt: Holz blieb unverzichtbar als Baumaterial und wichtigster Brennstoff, Maschinen ließen sich nur durch die Kraft von Mensch und Tier, Wasser oder Wind bewegen. Auch die Salinentechnik in Halle hatte sich über die Jahrhunderte kaum gewandelt, die Pfännerschaft gewann ihr Salz wie eh und je. Mit der Einführung der Steinkohle in den staatlichen Siedehütten um 1700 aber brach eine neue Zeit an.
Gegen Ende des 17. Jahrhunderts gewann die Thalsaline ihr Salz noch fast wie im Mittelalter. Die früheste illustrierte Beschreibung dazu stammt aus Georg Agricolas (1494–1555) berühmten Bergbauhandbuch De re metallica. Die genauen Erläuterungen und Holzschnitte lassen vermuten, dass der sächsische Arzt und Universalgelehrte Halles Saline wohl aus eigener Anschauung kannte.
Salzgewinnung in einer Saline bei Agricola
Salzarbeiter und Siedegeräte in: Georg Agricola: De re metallica libri XII […], Basileae 1556, 448. Basel, Universitätsbibliothek: hv I 22, https://doi.org/10.3931/e-rara-52830, Public Domain Mark
Über 100 Jahre später verfasste der hallesche Salzgraf Friedrich Hondorff (1628–1694) das erste Standardwerk zur Salzgewinnung in Halle: Das Saltz=Werck zu Halle in Sachsen befindlich. Darin beschreibt er ausführlich Besitzverhältnisse, Rechtsordnung und Arbeitsabläufe auf der Thalsaline. Heute gewährt uns Hondorffs Werk wertvolle Einblicke in die hiesige Siedetechnik und Salzproduktion im 17. Jahrhundert.
Der hallische Jurist und Salzgraf Johann Christoph von Dreyhaupt (1699–1768) veröffentlichte 1749/50 eine zweibändige »Beschreibung des Saal-Creyses«: eine aufwändig illustrierte Abhandlung über die Geschichte und Kultur der Stadt Halle samt Umland. Dieser fügte er Hondorffs in die Jahre gekommene Schrift über die Thalsaline als Anhang bei und ergänzte, was sich seit 1670 verändert hatte. Beide Ausgaben des Hondorffschen Werks sind heute wichtige Quellen für die Geschichte und Technologie der Salzgewinnung im vorindustriellen Halle.
Das Salz wurde in den Salzkothen hergestellt. Das waren einfache Fachwerkhäuschen aus Tannen- oder Fichtenholz, Stroh und Lehm. Zu jeder Kothe gehörte ein großes eingegrabenes Fass, das je zur Hälfte auf der Gasse und im Haus stand. So konnte die Sole von außen hineingeschüttet und von innen entnommen werden.
Das Herzstück jeder Kothe war der Siederaum. Hier stand der Siedeherd, über dem eine Pfanne aus Eisenblech an einem Holzgestell hing. An der Pfanne verrichtete der Salzwirker mit seinem Gesinde die anstrengende, Schweiß treibende Arbeit des Salzsiedens.
War das Salz fertig, musste es vor dem Verkauf einige Zeit trocknen. Hierzu trug man es auf die Salzstätte, einem erhöhten Bereich im hinteren Teil der Kothe. Ebenso gab es Lagerflächen für Stroh und Brennholz.
Das Modell einer großen Salzkothe aus der Zeit um 1700 ist eines der wenigen historischen Zeugnisse, die uns heute noch einen lebendigen Eindruck der alten Siedehütten auf der Thalsaline vermitteln können. Angefertigt wurde es wohl als Lehrmodell für den Realienunterricht in den Waisenhausschulen. Daran ließen sich die typische Bauweise der Salzkothen und das traditionelle Salzsiedeverfahren anschaulich erläutern. Erwähnt wird das Modell erstmals im Katalog der 1741 neu eingerichteten Kunst- und Naturalienkammer, wo es bis heute ausgestellt ist.
Baujahr und ErbauerIn des Modells sind bisher nicht bekannt. Die noch erhaltene Einrichtung entspricht einer einfachen, mit Holz befeuerten Siedehütte des 16. und 17. Jahrhunderts. Die Reste einer Pumpe im Solefass deuten aber darauf hin, dass das Modell frühestens 1699 entstanden sein kann, als derartige Pumpen üblich wurden.
Erkunden Sie das virtuelle 3D-Modell der großen Salzkothe und verfolgen Sie den animierten Vorgang des Salzsiedens.
Wie wurde in Halle um 1700 Salz gesiedet?
Die Salzgewinnung läuft in zwei Phasen ab: Zunächst muss die Sole erhitzt, eingekocht und gereinigt werden. Das nennt man Stören. Erst beim anschließenden Soggen bilden sich in der konzentrierten Sole Salzkristalle. Für grobkörniges Salz sollte die Sole dabei eine Temperatur von ungefähr 70° C haben. Ein Werk Salz – zwei befüllte Körbe von zusammen etwa 100 kg Gewicht – erfordert 36 Eimer Sole und vier Stunden Zeit.
Zwei Träger schütten Sole aus einem Zober, den sie mittels einer Stange auf den Schultern tragen, von außen in das Solefass an der Kothe.
In der Kothe heizt ein Knecht den Herd mit Holzscheiten kräftig an. Anschließend gießt er 22 Eimer Sole in die Siedepfanne auf dem Herd.
Für den Siedevorgang selbst ist nun der Siedemeister zuständig, den man in Halle „Salzwirker“ nennt. Er wird dabei von seinem Knecht und weiterem Gesinde unterstützt.
Die Kothe füllt sich allmählich mit Rauch und Dampf. Flammen schlagen an der Mauer hinter der Pfanne nach oben.
Um sie zu reinigen, rührt der Salzwirker etwas Rinderblut in die Sole. Dadurch entsteht Schaum, den er abschöpft. Der Knecht gießt daraufhin weitere 14 Eimer Sole in die Pfanne und legt Holz nach.
Nach einiger Zeit wallt die Sole auf und der Wirker gibt etwas Bier hinein. Der Alkohol darin fördert die Entstehung der Salzkristalle, die bereits kleine Inseln auf der Sole bilden. Nun darf die Sole nicht mehr kochen.
Die Salzkristalle verbinden sich und sinken als grobkörniges Salz auf den Pfannenboden. Mithilfe einer sogenannten Krücke zieht es der Wirker vorsichtig an den Pfannenrand. Das tropfnasse Salz füllt er nun mit einer Holzschaufel in zwei Weidenkörbe, die der Knecht zuvor in einem Gestell über der Pfanne eingesetzt hat. Das Salz wird solange geschichtet und über den Rand des Korbes aufgeschlagen, bis die typische Form der Salzstücke entsteht. Die überschüssige Sole tropft derweil in die Pfanne zurück.
Der Knecht nimmt die befüllten Körbe aus dem Gestell und stellt sie neben dem Herd ab. Später trägt er sie nach oben auf die Salzstätte, wo die noch feuchten Salzstücke einige Zeit trocknen müssen. Erst danach können sie an Händler verkauft werden.
Nachdem ein Werk Salz gesiedet wurde, wird ein neues Werk begonnen.
Ist das detailreiche Modell möglicherweise der Nachbau einer ganz bestimmten Salzkothe? Das aufgemalte Hauszeichen an der Fassade – eine Ente – lässt das zumindest vermuten, denn eine Siedehütte namens »Entvogel« hat es tatsächlich gegeben. Auf dem Plan der Thalsaline von 1746 ist sie eingezeichnet, mitten auf dem heutigen Hallmarkt. Sogar ihr Grundriss und die Lage des Solefasses stimmen mit dem Modell überein.
Unter den wechselnden Besitzern des „Entvogels“ findet sich im 18. Jahrhundert auch die Pfännerfamilie Kraut. Zwei ihrer Söhne, Christian Friedrich (1650–1714) und Johann Andreas (1661–1723), waren einflussreiche preußische Staatsdiener in Berlin. Sie standen in Kontakt mit August Hermann Francke und förderten sein Waisenhausprojekt. Eine Verbindung der Familie Kraut zu dem Modell ist daher wahrscheinlich.
Grundriss der Thalsaline von 1746
»Grundriss des Thals zu Halle samt dessen Graentzen, Saltz-Brunnen und Saltz-Kothen. 1746«, Kupferstich in: Johann Christoph von Dreyhaupt: Pagus Neletici Et Nudcizi [...]. Theil 1, Bd. 2, Tab. AA. Halle, Franckesche Stiftungen: AFSt/B Sb 0056
Wie die Eisenverhüttung und Glasherstellung, verschlang auch die Salzsiederei Unmengen an Brennholz, das immer knapper zu werden schien. Daher bemühten sich findige Köpfe bereits Ende des 16. Jahrhunderts, den Verbrauch durch neue Siedetechnik zu senken.
Auch in Halle experimentierten Tüftler und »Projektemacher« mit Holz sparenden Siedeherden und alternativen Brennstoffen, was teuer war, aber zu nichts führte. Aus Furcht vor finanziellen Einbußen misstrauten später viele Pfänner jeglichen Innovationsversprechen und behielten lieber die altbewährte Methode bei.
Klimaschwankungen, harte Winter mit zugefrorenen Flüssen und lokale Entwaldung führten immer wieder zu Engpässen. Auch Halle hatte hin und wieder mit Holzknappheit zu kämpfen und sorgte sich aufgrund steigender Nachfrage und Preise um seine Energieversorgung. Ob die Wälder damals schon zu stark entwaldet waren oder eher schlechte Logistik den Mangel hervorrief, ist in der Forschung aber nach wie vor umstritten.
Die Saline im württembergischen Saulnot bei Mömpelgard (heute Montbéliard, Frankreich) zählte zu den Vorreitern auf dem Gebiet der Salzsiedetechnik. Hofbaumeister Heinrich Schickhardt (1558–1635) hatte hier bereits 1593 Siedeherde auf technisch hohem Niveau entwickelt, mit Luftkanälen und Rauchabzügen für den Betrieb mit Steinkohle. Erst 100 Jahre später hielt diese Technik auch in Halle Einzug.
Der brandenburgische Kurfürst wollte in seinen Siedehütten hochwertiges Salz zwar im großen Stil, aber möglichst günstig herstellen lassen. Als billiges Brennmaterial sollte Steinkohle aus den eigenen Bergwerken in Wettin und Löbejün nordwestlich von Halle dienen, die zudem auf der Saale flussaufwärts nach Halle transportiert werden konnte. Doch in den herkömmlichen Siedeherden brannte die Kohle schlecht und der Qualm machte das Salz schwarz und bitter. Die Siedetechnik musste also von Grund auf erneuert werden.
Dabei schreckte man selbst vor Industriespionage nicht zurück: Die kurbrandenburgische Regierung schickte einen Spion nach Hessen in die Saline Allendorf, die ihre Pfannen schon im 16. Jahrhundert mit Steinkohle beheizte. Dort ausgekundschaftete Details flossen in die Siedeversuche in Halle ein.
Nach vielen Versuchen gelang dem Siedemeister Johann Bötticher (1639–1713) schließlich 1693 der Durchbruch. Seine Lösung ähnelte der Konstruktion Schickhardts in der Saline Saulnot: ein Herd mit eisernem Kohlenrost, Aschenfall und kontrollierter Luftzufuhr, ein gemauerter Schornstein für die Rauchgase sowie ein Dunstabzug über der Pfanne. Letzterer führte den Siededampf über einen Dachauslass ins Freie. Die eigentliche Erfindung Böttichers aber waren Wärmeröhren auf dem Trockenboden der Kothen, beheizt von der Abwärme des Siedefeuers. So trocknete das Salz schneller denn je.
Bötticher gelang es mit der neuen Methode, tadelloses Salz zu sieden, das es mit dem aus Lüneburg aufnehmen konnte: weiß, körnig und schmackhaft. Zur Belohnung ernannte man ihn zum Obersiedemeister der königlichen Salzgewinnung. Bis 1701 wurden sämtliche Siedehütten des Landesherrn nach Böttichers Art modernisiert. Nicht so bei den Pfännern. Nur wenige zeigten sich dem neuen Verfahren gegenüber aufgeschlossen und modernisierten ihre Technik. Erst Mitte des 18. Jahrhunderts heizten alle pfännerschaftlichen Kothen mit Steinkohle.
Rußpartikel zwischen den Salzkörner waren geradezu ein Markenzeichen des hallischen Salzes. Mit der neuen Methode jedoch wurde das Salz sauberer. Nachdem die Pfännerschaft auf Steinkohle umgestiegen war, ließ sie ihrem Salz noch einige Zeit lang Ruß beimischen, um Zweifel an seiner Herkunft zu zerstreuen.
Das kleine Lehrmodell einer Salzkothe aus der Wunderkammer der Franckeschen Stiftungen weist alle Neuerungen Böttichers in einfacher Form auf. Damit entspricht es dem aktuellen Stand der Siedetechnik jener Zeit und steht für die wichtige Experimentierphase der preußischen Salzproduktion. Hergestellt wurde es vom halleschen Pfarrer, Pädagogen und Erfinder Christoph Semler (1669–1740). Er eröffnete 1708 in Halle eine Mathematische und Mechanische Real-Schule für angehende Handwerkslehrlinge – die erste Realschule Deutschlands. Dort vermittelte ein Lehrer technische Zusammenhänge vor allem anhand von Modellen, die Semler eigens zu diesem Zweck anfertigte.
In der Wunderkammer gibt es weitere faszinierende Modelle aus Semlers Werkstatt, zum Beispiel ein Brauhaus und eine Drechselbank mit Miniaturwerkzeugen. Semler überließ sie 1718 seinem Amtskollegen August Hermann Francke, der ein ähnliches Realschulprojekt verfolgte, das aber nie realisiert wurde. Zusammen mit anderen Lehrmitteln gehörten die Modelle zunächst zur »Mechanischen Kammer«, später wurden sie Teil der Kunst- und Naturaliensammlung im ehemaligen Schlafsaal der Waisenknaben.
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Die kurfürstlichen Siedehütten auf der Thalsaline stehen am Anfang der preußischen Salzwirtschaft um 1700. Die dort entwickelte Technologie schuf die Grundlage für die staatlichen Salinen in Halle und Schönebeck. Einig Zeit war die hiesige Königliche Saline gar die größte Salzproduzentin Preußens, bis sie in den 1730er von der Schönebecker Saline überholt wurde.
Das kleine Salzsiede-Lexikon Verzeichnis Und Erklärung Der vornehmsten Wörter, Werckzeuge Gebäude und anderer Sachen So bey dem Saltz-Sieden Gebrauchet werden spiegelt den technischen Entwicklungsstand deutscher Salinen des frühen 18. Jahrhundert wider. Unklar ist, wer sich hinter dem Verfasser namens Janderson – einem »Liebhaber der Saltz-Werke« – verbirgt. Möglicherweise war er ein preußischer Salinenbeamter. Da er immer wieder Halle erwähnt, muss er mit den Verhältnissen vor Ort vertraut gewesen sein.
Um 1700 veränderte sich der gewohnte Salzhandel: neue, leistungsfähigere Salinen entstanden, traditionelle Absatzmärkte brachen weg und andere Transportwege etablierten sich. Der Ausbau von Flüssen machte den überregionalen Warenverkehr billiger und sicherer. Mit dem Auf- und Ausbau der staatlichen Salzproduktion in den staatseigenen Siedehütten auf der Thalsaline kamen auch Steinkohlenabbau und Saaleschifffahrt in Schwung. Die Pfännerschaft, die nun immer weniger ihres teuer produzierten Salzes verkaufen konnte, blieb von diesem Aufschwung aber ausgeschlossen.
Rauchschwaden über der Thalsaline
Salzfuhrleute und Händler, die sich mit ihren Karren und Fuhrwerken auf einer der alten Salzstraßen der Stadt Halle näherten, konnten schon von weitem die Rauchschwaden über der Thalsaline sehen.
Ansicht von Halle mit dem Siegel der juristischen Fakultät der Friedrichsuniversität Halle: Sig. Juridicae Facult: in Univ. Elect. Hallensi, Kupferstich , 1733. Halle, Franckesche Stiftungen: AFSt/B Sa 0051
Lange Zeit kam hauptsächlich Holz als Brennmaterial auf der Thalsaline zum Einsatz. Da es um Halle herum nicht genügend Holz gab, musste es anderswo gekauft werden. Dazu wurde im späten 16. Jahrhundert ein Vertrag mit Kursachsen geschlossen. Dieser war bis zum 18. Jahrhundert die Grundlage des halleschen Salzhandels: Kursachsen lieferte Brennholz und bekam – da es noch keine eigenen Salinen besaß – im Gegenzug Salz von der Pfännerschaft. Bezahlt wurde jeweils in bar.
Das Holz wurde auf Elster und Saale nach Halle geflößt und dort an die Pfännerschaft, die Stadt und den Landesherrn verkauft, wobei die Qualität den Preis bestimmte. Auf dem Holzplatz westlich der Saale lagerte das Brennholz für die Saline, rund um die Uhr gut bewacht.
Da Halle ab 1680 zu Brandenburg-Preußen gehörte, kam es bald zu Unstimmigkeiten mit dem unmittelbar angrenzenden Kursachsen. Der bisher problemlose Salzhandel mit Sachsen, Böhmen und Schlesien geriet nun zwischen die Fronten territorialstaatlicher Konflikte. Durch das Aufkommen der billigen Steinkohle verkaufte Sachsen darüber hinaus kaum noch Holz nach Halle, was sich auch auf den Salzabsatz der Thalsaline auswirkte. Zudem war das pfännerschaftliche Salz wegen hoher Zollgebühren und Verbrauchssteuern sowie der aufwendigen Produktion, die viel Personal erforderte, immer teurer geworden. Sachsens eigene Salinen, die nach und nach errichtet wurden, machten den Import aus Halle bald überflüssig.
Um die Qualität des Salzes auch beim Transport zu erhalten, durfte es keinesfalls feucht werden. Nach dem Sieden trocknete es in den Weidenkörben zu festen Salzkegeln, die für den Transport zerkleinert und wettergeschützt verpackt werden mussten. Zu Land wurde es auf kleinen Karren, mehrspännigen Wagen und im Winter sogar auf Schlitten transportiert. Ging die Reise zu Schiff, lagerte das Salz gut gestopft in Tonnen und Fässern, die es vor der Witterung bewahrten. Zur Kontrolle des Warenverkehrs dienten Stempel oder Brandzeichen.
Salzgäste nannte man in Halle die Fuhrleute und Händler, die zur Thalsaline kamen, um das Salz abzuholen. Bevor ihre Wagen mit Salzstücken beladen wurden, verkauften sie ihre mitgebrachte Handelsware: Butter, Eier und Käse aus Kursachsen, Getreide aus Böhmen, Eisen und Leinwand aus der Lausitz und Schlesien.
Regelmäßig musste die Salzstücke überprüft werden, um das Vertrauen der Salzgäste zu erhalten – nicht nach Gewicht, sondern nach dem richtigen Maß, das durch die Körbe weitgehend vorgegeben war. Betrug hätte sich unter den Salzgästen schnell herumgesprochen und den weiteren Absatz gefährdet.
Fachmännisch verpackt folgten die Wagen der Salzgäste den alten Salzstraßen, zum Beispiel über Sachsen nach Böhmen, dem einst wichtigsten Absatzmarkt für hallesches Salz. Unterwegs machten sie Station an den sächsischen Niederlagen Leipzig, Dresden und Bautzen sowie Chemnitz, Plauen und Zwickau. Dort wurde das Salz aufbewahrt und an die Bevölkerung ausgegeben. Hallesches Salz gelangte aber auch nach Franken, Nürnberg und Regensburg.
Wer im politisch zersplitterten Deutschland der Frühen Neuzeit sein Geld mit dem Transport und Verkauf von Waren verdienen wollte, brauchte gute Nerven. Beschränkungen, Blockaden, Privilegien und Abgaben machten den Handel aufwändig. Es gab Straßenzwang, Monopole, Stapelrechte, Zölle, Geleit, Schleusengelder und Schreibgebühren, die berücksichtigt oder gezahlt werden mussten. Auch drohten Beschlagnahmungen und Wegelagerer.
Der Salztransport zu Land war um 1700 schwierig. Die holprigen Wege und Straßen im Herzogtum Magdeburg kosteten Zeit und zehrten an Mensch, Tier und Material. Um Händlern und Reisenden wenigstens die Orientierung zu erleichtern, ließ der preußische König Friedrich I. zu Beginn des 18. Jahrhunderts besondere Wegweiser an den Landstraßen aufstellen. Diese hölzernen »Armzeichen« gaben Richtung und Entfernung der ausgewiesenen Orte an.
Im 16. Jahrhundert ließen die magdeburgischen Erzbischöfe die Saale regulieren und mit hölzernen Schleusen ausrüsten. Bis zum Dreißigjährigen Krieg nutzte man sie für den Warentransport, dann kam die Saaleschifffahrt fast zum Erliegen. Wiederbelebungsversuche nach dem Krieg blieben zunächst wenig erfolgreich. 1693 jedoch ordnete Brandenburgs Kurfürst Friedrich III. die Sanierung der Flussbauten an. Dazu gehörten auch sechs neue Schleusen aus Stein, unter anderem in Gimritz, Trotha und Wettin.
Der Kurfürst in Trotha
Als Friedrich III. 1694 anlässlich der Einweihungsfeier der Universität in Halle weilte, ließ er es sich nicht nehmen, am Vormittag des 3. Juli 1694 persönlich den Grundstein zur Schleuse Trotha zu legen. Mit dem Neubau der Bernburger Schleuse durch Fürst Viktor Amadeus von Anhalt-Bernburg (1634–1718) besaß die untere Saale ab 1697 schließlich jene sieben Stau- und Schleusenstufen, die sie auch heute noch hat.
Der Ausbau von Saale, Elbe, Havel und Spree machte den Salzversand in die Kernprovinzen Brandenburg-Preußens billiger und sicherer. Darum transportierte man das staatlich produzierte Salz bald nicht mehr mit eigenen Fuhrwerken, sondern auf dem Wasser mit Saale- und Elbkähnen. Das brachte den Handel mit Salz, Steinkohle und Holz um 1700 in Schwung. Mit der Einrichtung von Zwischenlagern – sogenannten Niederlagen – konnte die Saale nun dauerhaft als profitabler Verkehrsweg genutzt werden.
Mit Salz beladene Saalekähne konnten von Halle aus Richtung Elbe bequem mit dem Strom segeln. In der Gegenrichtung mussten die Kähne hingegen von Menschenkraft auf sogenannten Leinpfaden mithilfe eines starken Taus getreidelt, also gezogen werden. Diese hatten meist Steinkohle für die Saline aus den nordwestlich von Halle gelegenen Bergwerken bei Wettin und Löbejün geladen.
Um Salz, Brennstoff und Verpackungsmaterial schnell und günstig zwischen Saline und Saale befördern zu können, war ein leicht zu erreichender Umschlagplatz nötig. Hierfür wurden zwischen 1700 und 1709 Kohleschuppen und vier Salzmagazine errichtet – die ersten Gebäude der späteren Königlichen Saline vor dem Klaustor, die 1721 in Betrieb ging.
Die deutlich größere Salzproduktion der staatlichen Salinen – mit garantierter Abnahme und gut geschützt durch ein Handelsmonopol – verdrängte allmählich die Pfännerschaften in Halle und anderswo vom Binnenmarkt Brandenburg-Preußens. Sie waren fortan darauf angewiesen, ihr teueres und kaum noch konkurrenzfähiges Salz im Ausland zu verkaufen.
Auf Geheiß des preußischen Königs erhielt das Waisenhaus ab 1709 jedes Jahr kostenlos eine halbe Last Salz – knapp 800 kg – aus königlicher Produktion. 1727 wurde die Menge auf 50 Scheffel erhöht und 1868 bestätigt. Noch bis 1940 bezogen die Franckeschen Stiftungen auf dieser Grundlage jährlich umgerechnet rund 1.300 kg Frei-Salz.