Im Steinbruch der Zeit. Erdgeschichten und die Anfänge der Geologie

Jahresausstellung der Franckeschen Stiftungen 2020
Ausstellung

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Fotos des Kanadiers Edward Burtynsky, Sounds von Dominik Eulberg und über 250 selten gezeigte Objekte aus einzigartigen Sammlungen laden Sie zur spannenden Reise durch die Entdeckung der Erdzeit mit einem Ausblick in die Gegenwart ein.

In unserer Jahresausstellung stellen wir Ihnen eines der großen Ereignisse der Frühen Neuzeit vor: die Entdeckung der Erdzeit. Dafür legen die Kuratoren die Lupe an den hallischen Gelehrtenkosmos des 18. Jahrhunderts mit dem pietistischen Halleschen Waisenhaus und der Brandenburg-Preußischen Friedrichs-Universität. Dieses Zentrum der Frühaufklärung verortet sich in der Mitte zwischen dem geologisch vielfältigsten Mittelgebirge Deutschlands, dem Harz, und der Bergakademie in Freiberg (gegründet 1765 als fünfte in der Reihe der weltweiten montanwissenschaftlichen Bildungseinrichtungen).

Die Ausstellungsgestalter von der Agentur Formikat haben einen emotionalen und spannend inszenierten Ausstellungsrundgang von der Vorgeschichte der Geologie über die Entstehung der modernen Geowissenschaften im 19. Jahrhundert mit einem Exkurs zur Gegenwart gestaltet, der das sinnliche und emotionale Erleben fokussiert.  Objekttexte finden sich nur im kostenlosen Begleitheft zum Rundgang. »Uns interessierte besonders, was die Menschen dazu bewegte, sich mit der unbelebten Natur auseinanderzusetzen«, erläutert Dr. Claus Veltmann, Kustos und mit Tom Gärtig Kurator der Ausstellung, diesen Ausstellungsansatz. Dafür konnten sie unter anderem mit dem einzigartigen Nachlass des geologischen Autodidakten Christian Keferstein (1784–1866) arbeiten, der als Schöpfer der ersten geologischen Karte Deutschlands in die Geschichte einging. 300 geologische Karten, nahezu 600 Briefe und eine 2000 Bände umfassende Fachbibliothek zählt die Sammlung, die heute im Archiv und der Bibliothek der Franckeschen Stiftungen aufbewahrt wird.

Die Jahresausstellung führt anschaulich durch scheinbar gegensätzliche Erdentstehungstheorien, durch Gelehrtenstreite, wirtschaftliche Interessen und den Verlust des Primats der Bibel bis zum Blick in den Abgrund der erdgeschichtlichen Zeit. Alchemisten, die das Reine suchten, Physikotheologen, die die Vollkommenheit der Schöpfung entdecken wollten, Kameralisten, die sich für die Nutzbarmachung der Ressourcen einsetzten, Universitätsprofessoren und wissenschaftlich hoch gebildete Dilettanten und Sammler, vernetzt in einer weltumspannenden Gelehrtengemeinschaft, erstreiten sich in der Schau als Neptunisten, Vulkanisten, Katastrophisten oder Aktualisten eine wissenschaftlich begründete Vorstellung von der Geschichte und geologischen Struktur der Erde. Die Ausstellung entlässt nicht ohne einen wissenschaftlich fundierten Blick auf das Anthropozän, in dem erstmals der Mensch die geologische Formation der Erde einschneidend verändert. Filme von Murat Haschu und Sounds von Dominik Eulberg, dem »Natur-DJ aus dem Westerwald« (ARD), lassen in die Erdgeschichten eintauchen. Nachdenklich machen die Fotografien des Kanadiers Edward Burtynsky. Mit seinen Arbeiten zu Industrielandschaften dokumentiert er, wie die Umwelt durch ungezügelte globalisierte Finanz- und Wirtschaftsinteressen verändert wird. Der Ausstellungsrundgang endet mit einer Auswahl seiner beeindruckenden Fotografien zu Bergwerken und Tagebauen auf der ganzen Welt.

Zu einem Rundgang durch die Online-Ausstellung kommen Sie auch ganz bequem von zu Hause aus.