Die aus Borneo stammenden Objekte in der Kunst- und Naturalienkammer der Franckeschen Stiftungen
Interdisziplinärer Auftaktworkshop, 1. Februar 2024, Franckesche Stiftungen, Amerika-Zimmer, Haus 1 (Historisches Waisenhaus)
Interdisziplinärer Auftaktworkshop, 1. Februar 2024, Franckesche Stiftungen, Amerika-Zimmer, Haus 1 (Historisches Waisenhaus)
Zum Auftakt des im Dezember 2023 gestarteten Forschungsprojektes »Die aus Borneo stammenden Objekte in der Kunst- und Naturalienkammer der Franckeschen Stiftungen« fand am 1. Februar 2024 ein interdisziplinärer Workshop statt, der Expertinnen und Experten zusammenbrachte, um über Perspektiven, aktuelle Konzepte, Erfahrungen und Vernetzungen zu diesem Thema zu sprechen.
110 Objekte aus der Kunst- und Naturalienkammer der Franckeschen Stiftungen werden in diesem dreijährigen, vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste geförderten und an der Stabsstelle Forschung angesiedelten Projekt näher erforscht. Die aus Borneo stammenden Objekte sind in den 1840er Jahren für die Sammlung im Historischen Waisenhaus nach Halle geschickt worden. Sie werden dort bis heute in einem seinerzeit eigens dafür hergestellten Sammlungsschrank und an den Wänden der Kammer ausgestellt.
Im 18. Jahrhundert zählte die Sammlung knapp 5.000 Objekte, die aus dem weltweiten pietistischen Netzwerk nach Halle kamen. Hermann Agathon Niemeyer (1802–1851) knüpfte an die Sammlungstätigkeit an und entsendete über das Rheinische Missionswerk Heinrich Julius Berger (1800–1845) und Johann Michael Carl Hupe (1818–1861) als Missionare nach Borneo. Sie hatten wie die Missionare zuvor in Indien den Auftrag, Objekte für die Kunst- und Naturalienkammer nach Halle zu senden.
Das Projekt wird sich mit vielfachen Themen befassen: Analyse der Provenienzen und Erwerbsumstände der Objekte, Kontexte und Bedeutungen in den Herkunftsgesellschaften sowie kulturhistorische Einordnungen, Vergleichsobjekte und museale Medialisierungsmöglichkeiten, postkoloniale Interpretationen u.v.m. Die Themenfelder umschreiben den weiten Radius, der mit dem Projekt in den Blick genommen wird. Ein bedeutsamer Punkt ist dabei auch der Vergleichshorizont – welche Objekte aus Borneo existieren heute noch in deutschen ethnografischen Sammlungen, mit welchen Provenienzen, wie werden sie beforscht und präsentiert und welche Kontakte zu Forschenden auf Borneo bestehen bzw. welche Herausforderungen sind damit verbunden.
Der Auftaktworkshop brachte Expertinnen und Experten von der Stiftung Schloss Friedenstein (Gotha), dem Weltkulturen Museum (Frankfurt am Main), der Archiv- und Museumsstiftung der Vereinten Evangelischen Mission (Wuppertal), der Fernuniversität Hagen sowie von verschiedenen Forschungseinrichtungen in Halle zu einem ersten Austausch zusammen.
Konzeption und Leitung
Jutta Kelling, Giulia Speciale und Holger Zaunstöck
Förderung
gefördert vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste
Programm