Editionsprojekt der Nationalbibliothek in Riga und der Franckeschen Stiftungen ausgezeichnet
Wissenschaft
Die Lettische Akademie der Wissenschaften hat das Editionsprojekt des Lebenslaufs von Friedrich Bernhard Blaufuß (1697-1756), entstanden aus einer Kooperation der Nationalbibliothek (Riga) und der Franckeschen Stiftungen (Halle), am 18. Februar 2025 ausgezeichnet.

Am 18. Februar 2025 wurde im Rahmen einer festlichen Preisverleihung in Riga das lettisch-deutsche Editionsprojekt des Lebenslaufs von Friedrich Bernhard Blaufuß(1697–1756) von der lettischen Akademie der Wissenschaften als herausragendes Forschungsprojekt 2024 in der Kategorie Geschichte ausgezeichnet. »Die Auszeichnung würdigt die enge und fruchtbare Zusammenarbeit der Franckeschen Stiftungen mit wissenschaftlichen und kulturellen Einrichtungen in den MOE (Mittel-/Osteuropa)-Ländern und stärkt dieses bisher zu wenig bearbeitete Forschungsfeld >Baltikum< innerhalb der internationalen Pietismusforschung«, freut sich Prof. Dr. Thomas Müller-Bahlke, Direktor der Franckeschen Stiftungen, über die Auszeichnung.
Friedrich Bernhard Blaufuß erhielt seine Schulbildung an der Lateinischen Schule des Halleschen Waisenhauses in den heutigen Franckeschen Stiftungen. Als Sekretär August Hermann Franckes (1663–1727) war er bereits früh in pietistische Netzwerke eingebunden. Die im Baltikum begüterte Familie von Hallart stellte ihn ab 1726 als Hausprediger in ihre Dienste. Blaufuß sollte Livland und damit das Baltikum für den Rest seines Lebens nicht mehr verlassen. Hier kam er in Kontakt mit dem durch Nikolaus Ludwig von Zinzendorf (1700–1760) begründeten Herrnhuter Pietismus, dessen Überzeugungen und Lehren er sich immer weiter annäherte.
Der im Unitätsarchiv Herrnhut überlieferte Lebenslauf aus dem Jahr 1752 ist ein außergewöhnliches Zeugnis der Sinn- und Wahrheitssuche des Grenzgängers Blaufuß, der zwischen den verschiedenen pietistischen Strömungen pendelte. Zugleich ist es eine außerordentliche sozialgeschichtliche Quelle. Dieses für die lettische Geschichte und die internationale Pietismusforschung bedeutende Selbstzeugnis erlaubt einen tiefen Einblick in die Gedankenwelt eines Geistlichen, der in der Rückschau mit der Rechtfertigung seines Lebensweges zwischen den Polen Halle und Herrnhut ringt. Es ist ein faszinierendes Lebenszeugnis aus dem 18. Jahrhundert.
Der von Dr. Beata Paškevica (Forschungsleiterin an der Lettischen Nationalbibliothek in Riga) in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Holger Zaunstöck (Leiter der Stabsstelle Forschung der Franckeschen Stiftungen) und Dr. Thomas Grunewald (wissenschaftlicher Mitarbeiter der Stabsstelle Forschung) edierte Lebenslauf macht die Wandlung des Hallenser Pietisten Blaufuß zum Herrnhuter eindrücklich nachvollziehbar. Er überzeugte die Jury nicht zuletzt durch die Einbettung in die internationale Pietismusforschung.
Frīdrihs Bernhards Blaufūss. Dzīvesgājums = Friedrich Bernhard Blaufuß.
Lebenslauf. In Latvian and German languages, with summary in English.
Edited and translated by Beata Paškevica in cooperation with Holger Zaunstöck and Thomas Grunewald. Rīga: Latvian National Library 2023.
247 pp. ISBN 9789934610486.
Online zu erwerben.