Historisches Waisenhaus
Haus 1
Haus 1
An einer vielbefahrenen Handelsstraße südlich von Halle errichtete August Hermann Francke ab 1698 das Hallesche Waisenhaus. Das weithin sichtbare, dreistöckige Gebäude mit Sockelgeschoss, Freitreppe und geräumigem zweigeschossigem Mansarddach mit Tympanon adaptierte u. a die Architektursprache von Stadtpalais‘ und ist der Nukleus des Reformwerks Franckes. Die Grundstruktur der zukünftigen Schulstadt ist hier eingeschrieben: Ebenerdig lagen Druckerei, Labore und Lager, in der Empfangsetage öffneten Buchhandlung und Apotheke ihre Türen, in den oberen Geschossen waren die Wohn- und Unterrichtsräume der Schüler angeordnet. Hohe zweiflüglige Fenster leuchteten das Innere aus und schmückten die klar gegliederte Fassade. Das Mansarddach bot im Unterdach den Waisenknaben als Schlafsaal Platz, später wurde hier die Kunst- und Naturalienkammer, die berühmte »Wunderkammer« eingerichtet. Bereits im 18. Jahrhundert gab es öffentliche Führungen durch die Kammer. Besucher und Schüler bestaunten das hier ausgestellte Modell des salomonischen Tempels.