Rundgang durch das Kulturdenkmal
300 Jahre Bildung in einer einzigartigen Architekturlandschaft
300 Jahre Bildung in einer einzigartigen Architekturlandschaft
Die Franckeschen Stiftungen zu Halle haben eine einzigartige Geschichte. Galten sie im 18. Jahrhundert als eine der bedeutendsten Bildungseinrichtungen in Deutschland, erlebten sie nach der deutschen Wiedervereinigung 1990 eine beispiellose Rettungsaktion. Die historische Bausubstanz war erhalten, allerdings in einem bedauernswerten Zustand. Das großartige Engagement vieler Menschen hat es ermöglicht, der Architektur ihren alten Glanz zurückzugeben und den Franckeschen Stiftungen als Bildungskosmos wieder ein Zuhause zu geben. Sie sind eingeladen zu einem spannenden Spaziergang durch Geschichte und Gegenwart!
Vom Waisenhaus ausgehend wuchsen zwischen 1701 und 1748 in östlicher Richtung auf längsrechteckigem Grundriss die beeindruckenden Fachwerk- und Steinbauten der Schulstadt August Hermann Franckes (1663–1727) in die Höhe. Zwischen dem Waisenhaus im Westen und dem Königlichem Pädagogium im Osten setzten die heute vollständig erhaltenen Gebäude Standards in der Geschichte der Bildungsarchitektur, darunter das Lange Haus als größter Fachwerkwohnhausbau Europas, der älteste erhaltene profane Bibliotheksbau Deutschlands und die erste Bibelanstalt der Welt. Repräsentation und Funktionalität wurden so geschickt verbunden, dass ohne größere Umbaumaßnahmen Schulräume zu Wohnräumen, Labore zu Wirtschafts- oder Archivräumen werden konnten. Entdecken Sie hier in einem kleinen Rundgang die Gebäude und ihre Geschichte(n).
Bis zu 3.000 Kinder und Erwachsene wurden in ihrem Alltag in der Schulstadt Franckes verpflegt. Die Regeln dafür legte der Stiftungsgründer selbst in einer Speiseordnung fest, die in den Kleinen Texten im Verlag der Franckeschen Stiftungen erschienen und im Infozentrum erhältlich ist. Das Frischwasser, die landwirtschaftlichen Güter und die kleine Meierei auf dem Stiftungsgelände trugen zu einem beinahe autarken Versorgungsystem bei. Im ehemaligen Brau- und Backhaus ist bis heute der Ofen erhalten, in dem mehrmals in der Woche das Brot für die Schulstadt gebacken wurde. Wäscherei, Viehställe und Scheunen erzählen heute vom regen Treiben auf dem Gelände, um den Schulunterricht abzusichern, die Gesundheit der BewohnerInnen zu schützen, die laufenden Erweiterungen der Gebäude möglich zu machen und die Gäste und BesucherInnen willkommen zu heißen.