Abgeschlossene Projekte
Abgeschlossene Erschließungs- und Editionsprojekte
Teils mit Eigen- und teils mit Drittmitteln und in Kooperationen mit auswärtigen Partnern führen die Franckeschen Stiftungen zahlreiche Projekte zur Erschließung der Archiv- und Bibliotheksbestände durch. Die Ergebnisse dieser Projekte sind Findmittel und Kataloge, die entweder in der Schriftenreihe "Hallesche Quellenpublikationen und Repertorien" erscheinen oder über diese Website überregional zugänglich gemacht werden.
Die hier aufgeführten abgeschlossenen Projekte sind in absteigender chronologischer Reihenfolge geordnet. Die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Vorhaben werden zuerst beschrieben.
GEPRIS: Von der DFG geförderte Projekte der Franckeschen Stiftungen
Mit den beiden jüngst erschienenen Bändern konnte die nun sechs Bände umfassende DFG-geförderte und von Dr. Hans-Otto Korth und Dr. Wolfgang Miersemann herausgegebene Edition von »Johann Crüger: Praxis Pietatis Melica« abgeschlossen werden.
Damit wurde eines der wichtigsten Gesangbücher des 17. Jahrhunderts erschlossen, das auch für den aufstrebenden Pietismus von Bedeutung war. Viele seiner Lieder gehören heute zu den vertrautesten schlechthin. Johann Crüger (1598–1662) war Kantor an der Berliner Nikolaikirche und kann fast als der Entdecker Paul Gerhardts (1607–1676) bezeichnet werden, der eine der dortigen Pfarrstellen innehatte. Mehrheitlich erschienen Paul Gerhardts Lieder in der Praxis Pietatis Melica zum ersten Mal.
Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Projekt »Verzeichnis der im deutschen Sprachraum erschienenen Drucke des 18. Jahrhunderts (VD 18)« setzt sich zum Ziel, alle im deutschen Sprachbereich erschienenen Drucke sowie alle Drucke in deutscher Sprache unabhängig vom Erscheinungsort zu erfassen, zu erschließen und zu digitalisieren.
Seit Projektbeginn im Jahr 2009 gehört die Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt (ULB) zu den federführenden Bibliotheken in Deutschland in der Realisierung dieses nationalen Vorhabens. Die von 2019 bis 2021 dauernde Förderphase war von der ULB nun erstmalig als Kooperationsprojekt angelegt worden und bezog die Bestände von zwei anderen Bibliotheken in Halle, der Marienbibliothek und der Bibliothek der Franckeschen Stiftungen, ein.
Die Bibliothek der Franckeschen Stiftungen besitzt etwa 1.700 unikale und rare Drucke des 18. Jahrhunderts, die in der Projektlaufzeit in der ULB bearbeitet wurden: Dazu zählen die Katalogisierung, die Digitialisierung und die Strukturierung der digitalen Images. Die Präsentation der Digitalisate und Metadaten erfolgt sowohl als separate Anzeige innerhalb der Kollektion »Alte Drucke« in den Digitalen Sammlungen des Studienzentrums August Hermann Francke als auch im Share_it Repositorium der ULB.
Die Metadaten und Digitalisate wurden kontinuierlich über die Projektlaufzeit in die Digitalen Sammlungen des Studienzentrums eingepflegt und dort präsentiert.
Aus Anlass des Projekts präsentierten die Franckeschen Stiftungen in Kooperation mit der Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt vom 18. November 2021 bis 13. Februar 2022 die Sonderausstellung »Einladung in das 18. Jahrhundert. Bücherwelten digital erleben« im Historischen Waisenhaus. Die Ausstellung erklärte das Projekt, visualisierte den Workflow von der Katalogisierung über die Digitalisierung bis zur Präsentation im WWW und zeigte ausgewählte Drucke dieser Zeit aus den Beständen der drei hallischen Bibliotheken. Die Ausstellung ist auch in einer Online-Version zu erleben.
In den Franckeschen Stiftungen war ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördertes, sechsjähriges Forschungsprojekt »Hallesche Pastoren, deutsche Siedler und lutherische Kirchengemeinden in Nordamerika. Kritische Edition und wissenschaftliche Erforschung von Briefen und Amtstagebüchern 1740-1820« angesiedelt, das kooperativ von Prof. Dr. Mark Häberlein, Lehrstuhl für Neuere Geschichte, Universität Bamberg, Prof. Dr. em. Hermann Wellenreuther (†), Seminar für mittlere und neuere Geschichte, Universität Göttingen, und Prof. Dr. Thomas Müller-Bahlke, Direktor der Franckeschen Stiftungen, betreut wurde. Die Projektförderung endete am 31.10.2019. Als »work in progress« ist bis 2023 die auf acht Bände angelegte Edition in der Reihe »Hallesche Quellenpublikationen und Repertorien« im Verlag der Franckeschen Stiftungen erschienen.
Ausgehend von der Beobachtung, dass sich die Erforschung der Geschichte der lutherischen Kirche in Nordamerika in den Jahrzehnten vor und nach der Gründung der USA bislang stark auf die Tagebücher und die Korrespondenz Heinrich Melchior Mühlenbergs (1711-1787) konzentrierte, wurden in diesem Projekt sämtliche erhaltenen Briefe und Amtstagebücher von Mühlenbergs Amtskollegen - d.h. derjenigen lutherischen Pastoren, die zwischen 1745 und 1786 von Halle nach Pennsylvania entsandt wurden - transkribiert und ediert.
Projektmitarbeiter:
Dr. Wolfgang Splitter (01.10.2013-31.10.2019)
Markus Berger (01.10.2013-30.09.2016), Jan-Hendrik Evers (01.10.2013-30.09.2016), Katharina Prager (01.11.2014-31.10.2016), Nikolaus Schröder (01.11.2014-31.01.2017), Lara Grünberg (01.03.2017-31.10.2019)
Projektlaufzeit: 1.11.2013 bis 31.10.2019; 2019 bis 2023 Herausgabe der Bände
Im Mittelpunkt des Projekts, das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wurde, standen ca. 1.500 handschriftlich überlieferte Selbstzeugnisse der Frühen Neuzeit aus dem Archiv der Franckeschen Stiftungen, die seit dem Ende des 17. Jahrhunderts im Umfeld des sich etablierenden Pietismus, der wichtigsten protestantischen Reformbewegung seit der Reformation, am Waisenhaus zu Halle erwachsen sind. Dabei handelt es sich zum einen um Selbstzeugnisse August Hermann Franckes, des Gründers des Halleschen Waisenhauses, seiner Mitarbeiter und weiterer Kontaktpersonen, zum anderen um Selbstzeugnisse, die im Kontext der Missionsarbeit des Halleschen Waisenhauses in Indien (sog. Dänisch-Hallesche Mission) sowie des Aufbaus lutherischer Gemeinden in Nordamerika entstanden sind. In der ersten dreijährigen Projektphase wurden ca. 1.500 Selbstzeugnisse digitalisiert und erschlossen sowie Autobiographien, Lebensläufe und Schreibkalender transkribiert und in den Digitalen Sammlungen des Studienzentrums zur Verfügung gestellt.
Vom 1. April 2021 bis zum 31. Januar 2022 wurde das Projekt fortgesetzt. Zusätzlich zu den Selbstzeugnissen wurden 460 biographische Quellen, vor allem Lebensläufe und Thanatographien, aus dem Archiv der Franckeschen Stiftungen aus dem Zeitraum von 1690 bis 1813 digitalisiert, erschlossen und zum Teil auch transkribiert.
Vom 21. bis 23. Juli 2021 fand ein Workshop zum Thema des DFG-Projekts statt.
Die digitalisierten und erschlossenen Quellen wurden sukzessive im Projektverlauf in der Kollektion Handschriften / Autographen der Digitalen Sammlungen des Studienzentrums August Hermann Franckes publiziert. Durch die Klassifikation "Selbst-/Lebenszeugnisse" kann die Suche auf diese Dokumente eingegrenzt werden.
Die Quellen bieten vielfältige Ansatzpunkte für die Erforschung des halleschen Pietismus in seinen lokalen, überregionalen und globalen Interaktionszusammenhängen, für die Erforschung religiöser Praktiken und Gruppenbildungen sowie autobiographischen und biographischen Schreibens im 18. Jahrhundert.
Projektleitung: Dr. Britta Klosterberg
Wissenschaftlicher Mitarbeiter: Dr. Karsten Hommel
Wiss. Hilfskräfte: David Löblich, Sabrina Mögelin (01.04.2018-30.09.2021), Désirée Schergun (01.04.2018-30.06.2019)
Archivarische Projektbegleitung: Dr. Jürgen Gröschl
Laufzeit: 01.04.2018–31.01.2022
Das Studienzentrum August Hermann Francke mit den Abteilungen Bibliothek und Archiv bewahrt den größten Teil der gedruckten und ungedruckten Quellen zu dem Gründer der Franckeschen Stiftungen, dem Theologen und Pädagogen August Hermann Francke (1663-1727). Das Projekt hatte zum Ziel, elektronische Datensammlungen und Kataloge sowie Editionen, die in den letzten Jahren im Studienzentrum August Hermann Francke und im Interdisziplinären Zentrum für Pietismusforschung der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg erarbeitet worden sind, auf einer modularen Rechercheplattform unter Maßgabe des Open Content in einem "Francke-Portal" auf der Website des Studienzentrums zusammenzuführen, weiter zu erschließen und systematisch um Digitalisate der verzeichneten gedruckten und ungedruckten Quellen anzureichern. Auf der digitalen Informations- und Rechercheplattform werden die Quellen- und Datenbestände in sieben Modulen präsentiert und miteinander vernetzt: 1. Porträts; 2. Tagebücher/Ego-Dokumente; 3. Tagebuchbeilagen; 4. Bibliographie der Schriften; 5. Edierte Schriften, Predigten und Briefe; 6. Epistolar; 7. Sekundärliteratur; 8. Franckes Privatbibliothek. Mit dem Francke-Portal wird die wissenschaftliche Informationsversorgung für die interdisziplinär arbeitende Pietismusforschung und für nahezu alle historisch arbeitenden Fachdisziplinen zum 17. und 18. Jahrhundert verbessert und darüber hinaus Forschungen zu August Hermann Francke und dem Hallischen Pietismus intensiviert werden. Das Francke-Portal ist seit dem 2. Juni 2014 online und wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft in der Programmlinie zur Förderung herausragender Forschungsbibliotheken gefördert. Das Francke-Portal wird auch nach der Förderung durch die DFG weiter entwickelt und gepflegt.
Zur Online-Recherche im Francke-Portal
Projektleitung: Dr. Britta Klosterberg
Wiss. Mitarbeiter: Dr. Karsten Hommel
Stud. Hilfskräfte: Anne Harnisch; Irina Schuchardt; Jürgen Schiller
Projektdauer: 1.3.2013 bis 28.2.2017
Ziel des Projekts, das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft unterstützt wurde, war die Rekonstruktion, Katalogisierung und Provenienzverzeichnung von Privatbibliotheken namhafter Pietisten, die ihre Büchersammlungen zwischen 1698 und 1739 der Bibliothek des Halleschen Waisenhauses, den späteren Franckeschen Stiftungen, vermachten.
In der ersten Projektphase (1.1.2007 bis 30.6.2009) wurden wichtige Privatbibliotheken, u.a. die umfangreiche Privatbibliothek des Freiherrn Carl Hildebrand von Canstein (1667–1719) oder die Bibliothek des Slawisten Heinrich Milde (1697–1739), die in Nachlassinventaren verzeichnet sind, rekonstruiert und die in der Bibliothek der Franckeschen Stiftungen vorhandenen Titel in den Gemeinsamen Bibliotheksverbund (GBV) per Autopsie unter Angabe der Provenienz katalogisiert. In der zweiten Projektphase (1.10.2009 bis 30.6.2011) bildeten die Privatbibliotheken von Paul Anton (1661–1730) und Justus Lüders (um 1756–1708), beide Befürworter des Halleschen Pietismus, den Arbeitsschwerpunkt.
Titel, die nicht mehr im Bestand der Bibliothek der Franckeschen Stiftungen nachweisbar sind, sind in einer separaten Datenbank recherchierbar. Die Autogramme der Nachlassgeber liegen in digitalisierter Form vor.
Da die Pietisten nicht nur eine kirchliche, sondern alle Bereiche des öffentlichen Lebens umfassende Reform intendierten, zeigen ihre Büchersammlungen thematisch und zeitlich weit gespannte Interessen, zumal Sammler wie Friedrich Breckling (1629–1711) oder Heinrich Milde äußerst seltene holländische bzw. slawische Drucke besaßen. Carl Hildebrand Freiherr von Canstein besaß eine der größten universal ausgerichteten Privatbibliotheken der Frühen Neuzeit mit bedeutenden juristischen, historischen und theologischen Werken und trug mit seinem Vermächtnis zugunsten des Halleschen Waisenhauses besonders dazu bei, dass sich die Bibliothek des Waisenhauses zu einer universalen, öffentlich zugänglichen Gebrauchsbibliothek modernen Zuschnitts entwickelte. Deshalb wird durch die Katalogisierung der Pietistenbibliotheken allen historisch arbeitenden Wissenschaftsdisziplinen wertvolles Material bereitgestellt.
Projektleitung: Dr. Britta Klosterberg
Projektbetreuung: Anke Mies
Projektbearbeitung: Anke Fiebiger, Mirjam Frank (wissenschaftliche Hilfskraft)
Projektlaufzeit: 1. Januar 2007 bis 30. Juni 2011
Der Hallesche Pietismus erzeugte im 18. Jahrhundert ein nahezu weltweites Echo. Das wurde aufgrund gut organisierter und weit gespannter Kommunikationsnetzwerke möglich. Deren Mittelpunkt bildeten die Briefwechsel August Hermann Franckes, seiner Mitarbeiter, Wegbegleiter und Nachfolger. Das dreijährige, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Erschließungsprojekt "Pietistische Kommunikationsnetzwerke. Erschließung der pietistischen Korrespondenz im Hauptarchiv der Franckeschen Stiftungen zu Halle und in der Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha, Forschungsbibliothek Gotha" geht davon aus, dass durch diese Korrespondenzen die Intentionen der von Francke beabsichtigten Generalreformation der Welt widergespiegelt werden. Die Korrespondenz des Halleschen Pietismus umfasst sowohl die Verständigung mit den universitären, kirchlichen und staatlichen Institutionen in Halle, in Berlin und in ganz Preußen als auch die Zusammenarbeit mit Partnern im europäischen und außereuropäischen Ausland und wirkt zeitlich über die erste Generation der Halleschen Pietisten hinaus bis zum Jahr 1769, dem Todesjahr Gotthilf August Franckes, der seinem Vater im Direktorenamt folgte. Dem sich etablierenden Pietismus vorausgehend und diesen in der Frühzeit teilweise begleitend sind Korrespondenzen mit spiritualistischen und separatistisch gesinnten Personen, die teils auf persönliche Kontakte Franckes und seiner Mitarbeiter, teils auf Nachlässe spiritualistischer Autoren, die in Halle gesammelt wurden, zurückgehen und heute im Hauptarchiv der Franckeschen Stiftungen aufbewahrt werden. Insofern bildet das Korrespondenznetz die Entstehung, Etablierung und Wirkung des Halleschen Pietismus ab und gewährt Einblick in ein universal ausgerichtetes Themenspektrum. Da an der Forschungsbibliothek Gotha der Universität Erfurt ein einmaliger Bestand von Briefen, die sowohl die Frühzeit des sich herausbildenden Pietismus als auch die Phase der Etablierung des Halleschen Pietismus dokumentieren, vorhanden ist und damit den halleschen Archivbestand entscheidend ergänzt, wurden in dem Erschließungsprojekt die Briefe im Hauptarchiv der Franckeschen Stiftungen und in der Forschungsbibliothek Gotha von etwa 1660 bis 1769 formal und inhaltlich in einer gemeinsamen Datenbank erschlossen.
Die Erschließung der Korrespondenz kommt allen historisch arbeitenden Wissenschaften zum 17. und 18. Jahrhundert zugute und kann sowohl innerhalb der einzelnen Fachwissenschaften als auch in interdisziplinärer Zusammenarbeit zu weitergehenden Fragestellungen genutzt werden.
Projektleitung: Dr. Britta Klosterberg
Projektbetreuung: Dr. Jürgen Gröschl
Wiss. Mitarbeiter: Dr. Karsten Hommel (bis 31.10.2011), Dr. Erika Pabst
Stud. Hilfskraft: Eric Nagel
Projektdauer: 1.11.2008 bis 31.12.2012
Ziel des Projekts war die Erarbeitung einer mit ausführlichem Kommentar versehenen kritischen Ausgabe des Freylinghausenschen Gesangbuches als in dieser Art ersten wissenschaftlichen Gesangbuch-Edition.
Johann Anastasius Freylinghausen (1670–1739), als Theologe, Pädagoge und Lieddichter ein wichtiger Vertreter des Halleschen Pietismus, hat zwei Liedsammlungen herausgegeben: das Geistreiche Gesangbuch (19 Ausgaben; Halle 1704–1759) und das Neue Geistreiche Gesangbuch (4 Ausgaben; Halle 1714–1733). Vom Herausgeber selbst als zwei Teile eines Ganzen betrachtet und 1741 von Gotthilf August Francke in einem Band zusammengefasst (unter dem Titel Geistreiches Gesangbuch; 1771 2. Auflage dieser Gesamtausgabe), enthält das Freylinghausensche Gesangbuch mehr als 1.500 Liedtexte und ca. 600 Liedkompositionen. Damit stellt Freylinghausens Anthologie die wichtigste Liedsammlung des Pietismus dar.
Mit der kritischen Edition des Freylinghausenschen Gesangbuches soll eines der Schlüsselwerke frühneuzeitlicher evangelischer Gesangbuchliteratur sowohl der philologisch-musikwissenschaftlichen wie der hymnologisch-kirchengeschichtlichen Forschung und Lehre als auch der kirchenmusikalischen Praxis verfügbar gemacht werden.
Der eine wesentliche Ergänzung zur Edition (Bände I und II) bildende Kommentar (Band III) ist konzipiert als eine Art Kompendium zum geistlichen Lied im Deutschland des frühen 18. Jahrhunderts, wie es gerade vom pietistischen Halle aus wichtige (bis in die Gegenwart wirkende) neue Impulse empfangen hat. Indem darin bereits vorliegende und im Laufe des Projekts zu erwartende Ergebnisse interdisziplinärer Forschung zum "Freylinghausen" und seiner literar- und musikhistorischen wie theologisch-frömmigkeitsgeschichtlichen Dimension gebündelt zur Darstellung kommen, wird hier exemplarisch der Aspektreichtum pietistischer Liedkultur aufgezeigt.
Edition
Johann Anastasius Freylinghausen: Geistreiches Gesangbuch. Edition und Kommentar. Im Auftrag der Franckeschen Stiftungen zu Halle hrsg. von Dianne Marie McMullen und Wolfgang Miersemann.
- Bd. I/1: Johann Anastasius Freylinghausen: Geist=reiches Gesang=Buch (Halle, vierte Ausgabe 1708). Teil 1: Text [Lied 1–395]. Tübingen 2004.
- Bd. I/2: Johann Anastasius Freylinghausen: Geist=reiches Gesang=Buch (Halle, vierte Ausgabe 1708). Teil 2: Text [Lied 396–758 / Melodien-Büchlein]. Tübingen 2006.
- Bd. I/3: Johann Anastasius Freylinghausen: Geist=reiches Gesang=Buch (Halle, vierte Ausgabe 1708),Teil 3: Apparat. Bearb. von Dianne Marie McMullen, Wolfgang Miersemann und Rainer Heyink. Mit einer Bibliographie des Freylinghausenschen Gesangbuches von Oswald Bill. Berlin/Boston 2013.
- Bd. II/1: Johann Anastasius Freylinghausen: Neues Geist=reiches Gesang=Buch (Halle 1714), Teil 1: Text [Lied 1–434]. Tübingen 2009.
- Bd. II/2: Johann Anastasius Freylinghausen: Neues Geist=reiches Gesang=Buch (Halle 1714). Teil 2: Text [Lied 435–815]. Berlin/New York 2010.
- Bd. II/3: Johann Anastasius Freylinghausen: Neues Geist=reiches Gesang=Buch (Halle 1714), Teil 3: Apparat. Bearb. von Dianne Marie McMullen, Rainer Heyink und Wolfgang Miersemann. Mit einem Autorenregister sowie einem Text- und Melodienregister zum Gesamtwerk. Berlin/Boston 2020.
Projektleitung:
Prof. Dr. Thomas Müller-Bahlke
Projektmitarbeiter:
Dr. Wolfgang Miersemann
Prof. Dr. Dianne Marie McMullen
PD Dr. Rainer Heyink
Dr. Christiane Hausmann
Birgit Grosche
Dr. Matthias Paul
Reinhard Radecker
Marcus Heidecke M.A
Projektzeitraum:
2000-2006
Fortsetzung:
Kommentarband „Johann Anastasius Freylinghausen (1670–1739) und sein Geistreiches Gesangbuch. Zu Entstehung und Inhalt der bedeutendsten Liedsammlung des Pietismus“ in Planung
Im Jahr 2006 begeht das erste Missionsunternehmen in der protestantischen Kirchengeschichte, bekannt als Dänisch-Hallesche Mission, sein 300-jähriges Jubiläum. Der überwiegende Teil der umfangreichen schriftlichen Überlieferung wird heute im Archiv der Franckeschen Stiftungen bewahrt. In einem dreijährigen, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft unterstützten Projekt wurden die über 34.000 Briefe, Tagebücher und Berichte einzeln verzeichnet und in einer Datenbank im Internet verfügbar gemacht.
Projektleitung: Dr. Thomas Müller-Bahlke
Projektbetreuung: Dr. Britta Klosterberg, Dr. Jürgen Gröschl
Wiss. Mitarbeiter: Dr. Karsten Hommel, Dr. Erika Pabst
Stud. Hilfskräfte: Jan Brademann, Andreas Otte
Sachbearbeiterin: Hildegard Beßler
Projektdauer: 1.1.2003 bis 31.10.2005
Das Forschungsprojekt "Schüler, Lehrer und Schulalltag der Schulen in den Franckeschen Stiftungen. Vom Beginn bis zum Tod des zweiten Direktors" wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert. Das Ziel des Projekts war die Erschließung aller schul- und pädagogikgeschichtlich relevanten Quellen im Archiv der Franckeschen Stiftungen für den Zeitraum von der Gründung des Halleschen Waisenhauses durch August Hermann Francke (1695) bis zum Ende des Direktorats Gotthilf August Franckes (1769). Darüber hinaus sollten die Entwicklung der Schulen des Halleschen Waisenhauses und deren pädagogische Praxis in den ersten beiden Dritteln des 18. Jahrhunderts näher erforscht werden.
Die erstmalige vollständige Verzeichnung des Schularchivs seit 1993 war Voraussetzung für dieses Forschungsprojekt. Die Quellenbestände des Schularchivs geben Auskunft über die soziale und geographische Herkunft von Schülern und Lehrern der Franckeschen Stiftungen sowie über deren weiteren Lebensweg nach Verlassen der Anstalten. Regelmäßig geführte Protokolle über Lehrer- und Verwaltungskonferenzen, von Inspektoren verfasste Hausbücher, Verordnungen, Schülerarbeiten, Lektionsbücher und -pläne, Rechnungsbücher, Speiseordnungen und Gebäudegrundrisse bieten detaillierte Einblicke in den damaligen Schulbetrieb und Lebensalltag.
Im Rahmen des Forschungsprojekts wurden die sozial- und personengeschichtlich relevanten Daten der einzelnen Quellen in Datenbanken erfasst. In der Online-Version finden Sie personenbezogene Daten zu 16.605 Waisen, Schülern und Lehrern. Zusätzlich wurden von den zentralen Quellen (Waisenverzeichnisse, Informatorenverzeichnisse, Konferenzbücher) Transkriptionen angefertigt. Als Vorarbeit zu diesem Projekt ist bereits die Edition der Waisenmatrikel 1695–1749 erschienen. Aus der Projektarbeit sind außerdem zwei Dissertationsvorhaben hervorgegangen.
Projektleitung: Prof. Dr. Juliane Jacobi, Universität Potsdam, Prof. Dr. Peter Menck, Dr. Thomas Müller-Bahlke, Franckeschen Stiftungen
Wissenschaftliche Mitarbeiter: Silke Brockerhoff M.A., Dr. Axel Oberschelp
Projektzeitraum: 1999–2003
Publikationen:
"Man hatte von ihm gute Hoffnung...". Das Waisenalbum der Franckeschen Stiftungen 1695–1749. Hrsg. von Juliane Jacobi und Thomas J. Müller-Bahlke. Tübingen 1998. (Hallesche Quellenpublikationen und Repertorien; 3).
Zwischen christlicher Tradition und Aufbruch in die Moderne. Das Hallesche Waisenhaus im bildungsgeschichtlichen Kontext. Hrsg. von Juliane Jacobi. Tübingen 2007. (Hallesche Forschungen; 22).
Dissertationsthemen:
Axel Oberschelp: Lehrerbildung und Lerhrertätigkeit im halleschen Waisenhaus im 18. Jahrhundert. Entwurf, Durchführung und Wirkungsmächtigkeit einer pädagogischen Reformkonzeption.
Silke Brockerhoff: Zwischen Pietismus und Aufklärung – Schüler und Lehrer in der lateinischen Schule des halleschen Waisenhauses (1697–1769).
Die Bibliothek des hallischen Theologieprofessors Friedrich August Gotttreu Tholuck (1799–1877), der zu den herausragenden Gestalten der Erweckungsbewegung des 19. Jahrhunderts gehört, befindet sich seit 1993 als Depositum des in Halle ansässigen Evangelischen Konvikts in der Bibliothek der Franckeschen Stiftungen. Im Rahmen eines DFG-Projekts zur Erschließung von Spezialbeständen wurde die über 10.000 Titel umfassende theologische Spezialbibliothek im überregionalen Katalog des Gemeinsamen Bibliotheksverbundes (GBV) erschlossen und damit der Forschung zugänglich gemacht.
Die Bibliothek August Tholucks ist eine theologische Spezialbibliothek mit den Schwerpunkten Bibelwissenschaften, Kirchen- und Dogmengeschichte, Geschichte der Frömmigkeit und des kirchlichen und akademischen Lebens des 17., 18. und 19. Jahrhunderts. Es überwiegen Titel aus dem 19. (ca. 65%) und 18. Jahrhundert (ca. 23,5%). Die Bibliothek gibt Zeugnis von der theologischen Wissenschaft im Umkreis der Erweckungsbewegung und vermittelt zusammen mit dem Tholuck-Archiv, das ebenfalls in den Franckeschen Stiftungen aufbewahrt wird, ein genaues Bild von der akademischen theologischen Forschung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Tholuck sammelte darüber hinaus die Werke der Autoren des Reformationszeitalters und die der Pietisten und Aufklärungstheologen des 18. Jahrhunderts.
Die Tholuck-Bibliothek ergänzt auf ideale Weise den historischen Altbestand der Bibliothek der Franckeschen Stiftungen: Die Literatur zum Pietismus des 18. Jahrhunderts im Hauptbestand der Bibliothek und die zu der Erweckungsbewegung des 19. Jahrhunderts in der Tholuckschen Bibliothek sind an einem Bibliotheksstandort vereint.
Projektleitung: Dr. Britta Klosterberg
Projektbearbeitung: Gerald Reeke
Projektzeitraum: 2000–2002
Unter der Bezeichnung Francke-Nachlass wird in der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz eine ausgedehnte Quellensammlung zur Geschichte des Halleschen Pietismus aufbewahrt. Die Dokumente dieses Nachlasses waren ursprünglich Teil der Quellensammlungen im Archiv der Franckeschen Stiftungen zu Halle und stehen mit diesen in unmittelbarem Zusammenhang. In einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Vorhaben wurde im Archiv der Franckeschen Stiftungen erstmals die vollständige Verzeichnung des gesamten Berliner Francke-Nachlasses durchgeführt. Auf diese Weise wird der Forschung ein ganz zentraler Quellenbestand zur Geschichte des Pietismus in Ergänzung zu den halleschen Archivalien zugänglich gemacht.
Der Berliner Francke-Nachlass umfasst 11.147 Dokumente. Zum überwiegenden Teil handelt es sich dabei um Briefe. Berichte, Erörterungen, Tagebuchauszüge, aber auch Notizzettel vervollständigen die Quellensammlung.
Die methodische Grundlage für die Verzeichnung bildeten die Regeln für die Erschließung von Nachlässen und Autographen.
Als Resultat der zweijährigen Projektarbeit ist ein dreibändiges Findbuch mit einem separaten Registerband sowie eine Online-Datenbank entstanden.
Die Erschließungsarbeit wurde in Abstimmung mit der Handschriftenabteilung in Berlin durchgeführt. Die Daten wurden vom Verbundsysteme KALLIOPE übernommen.
Projektleitung: Dr. Thomas Müller-Bahlke
Wissenschaftlicher Mitarbeiter: Dr. Jürgen Gröschl
Sachbearbeiter: Oliver Behn, Matthias Finke, Clemens Köhn, Hildegard Beßler
Projektzeitraum: 1.1.2000 bis 31.12.2001
In einem Kooperationsprojekt der Franckeschen Stiftungen mit der Georgia Salzburger Society, Savannah (Georgia), und Prof. Russel Kleckley, Minneapolis (Minnesota), wurden die Briefe des letzten aus Halle entsandten lutherischen Pfarrers in Georgia Johann Ernst Bergmann (1755–1824) aus dem Archiv der Franckeschen Stiftungen für eine englischsprachige Edition vorbereitet.
Die Edition ist 2022 im Verlag Brill, Leiden und Boston, erschienen. Eine bearbeitete deutschsprachige Edition wurde 2024 im Verlag der Franckeschen Stiftungen veröffentlicht.
Der Dichter Martin Opitz (1597–1639) galt für die Lyrik des frühen 17. Jahrhunderts lange als richtungsweisend. Mit seinen Epistelliedern von 1628 setzte er die Tradition der protestantischen Perikopen-Bereimungen des 16. Jahrhunderts fort, vermittelte mit ihnen zugleich aber auch einen Neu-ansatz. 1666 gelangten die Texte des Liederzyklus geschlossen auch in die Berliner Ausgaben des von Johann Crüger begründeten Gesangbuches PRAXIS PIETATIS MELICA, wo sie bis 1703 ihren festen Platz hatten.
Diese Edition folgt dem Erstdruck; die nachfolgenden Quellen des 17. Jahrhunderts einschließlich der betreffenden PRAXIS PIETATIS MELICA-Ausgaben sind berücksichtigt. Daraufhin wird nicht nur ein aussagekräftiges Verbreitungs- und Variantenverzeichnis geboten, sondern werden auch einige schwere Mängel des Erstdruckes und der frühen Verbreitungen dingfest, die insbesondere dann in der PRAXIS PIETATIS MELICA bereinigt wurden. Den Liedertexten sind die betreffenden Texte der Luther-Bibel synoptisch zur Seite gestellt, wodurch insbesondere Opitzʼ enge Anlehnung an sie, seine Sorgfalt und sein eigenes Verständnis anschaulich werden. Ferner sind die Melodien des sogenannten »Genfer Psalters« von 1662 beigegeben, mit denen Opitz seine Epistellieder ursprünglich verbunden haben wollte.
Das Ziel des durch das Land Sachsen-Anhalt geförderten Projekts war die Digitalisierung von 65 tschechischsprachigen Drucken des 16. bis 18. Jahrhunderts im Umfang von 25.000 Seiten aus dem Bestand der Bibliothek der Franckeschen Stiftungen.
Das Projekt wurde aus Anlass des 300. Jubiläums des Drucks der böhmischen Bibel in Halle entwickelt, ein Jubiläum, das in einer Traditionslinie zu dem anderen großen Bibeljubiläum im Land Sachsen-Anhalt steht: 500 Jahre Septembertestament in der Übersetzung Martin Luthers.
August Hermann Franckes Anliegen war es, die unterdrückten Lutheraner in Böhmen und Mähren sowie die Exulanten in Barby an der Elbe und in der Lausitz mit Büchern in ihrer Muttersprache zu versorgen. Unter Franckes Mitarbeiter Heinrich Milde (1676–1739), der für die Osteuropakontakte des Halleschen Waisenhauses und die Betreuung böhmischer Exilgemeinden zuständig war, entwickelte sich Halle zu einem wichtigen Druckort tschechischsprachiger religiöser Literatur. Bereits 1709 erschien eine Ausgabe des Neuen Testaments. Zwischen 1715 und 1724 wurden dann weitere tschechische Bücher gedruckt, insgesamt sollen es mehr als 39.000 Exemplare gewesen sein. Den Höhepunkt des Verlagstätigkeit Mildes bildete die Drucklegung der tschechischen Bibel im Jahr 1722, die nach dem Vorbild der Kralizer Bibel aus dem Jahr 1613 hergestellt wurde. Exemplare wurden heimlich in Böhmen und Mähren verbreitet und gelangten sogar bis ins Baltikum und nach Russland.
Darüber hinaus sammelte Milde selbst Bücher in tschechischer Sprache, die er auf Reisen in Böhmen erworben oder von den böhmischen Exulanten geschenkt bekommen hatte. Milde hatte die Angewohnheit, in seine Bücher Notizen hineinzuschreiben. So erfahren wir, mit wem er in Kontakt war, wen er auf seinen Reisen durch Böhmen getroffen hat, welche Bücher ihm exilierte Böhmen aus Barby geschenkt haben und vieles mehr. Insofern ist durch diese handschriftlichen Notizen jeder Druck ein Unikat.
Die in Halle gedruckten tschechischen Bücher und die Bücher aus Mildes Besitz befinden sich in der Bibliothek der Franckeschen Stiftungen und stellen ein einzigartiges Quellenkorpus zur böhmischen Geschichte und Emigration dar. Diese Drucke wurden nun digitalisiert und in den Digitalen Sammlungen des Studienzentrums weltweit zugänglich gemacht . Es handelt sich um zehn Drucke, die in Halle im 18. Jahrhundert erschienen sind, und um 55 tschechischsprachige Bücher des 16.-18. Jahrhunderts aus der Privatbibliothek Heinrich Mildes, die dieser der Bibliothek des Waisenhauses, der heutigen Bibliothek der Franckeschen Stiftungen, testamentarisch vermachte.
Projektleitung: Dr. Britta Klosterberg
wiss. Hilfskraft: Sabrina Mögelin
Bibliothekarische Projektbegleitung: Anke Mies
Laufzeit: 01.07.2022–31.12.2022
Im Rahmen eines dreieinhalbjährigen Projektes hat das polnische Ministerium für Wissenschaft und Hochschulwesen innerhalb des Programms zur Förderung der Geisteswissenschaften unter Leitung von Frau Prof. Dr. Bogumila Burda, Universität Zielona Góra, Forschungen zu den Verbindungen zwischen Halle und Züllichau vom 18. bis 20. Jahrhundert unterstützt. Die Franckeschen Stiftungen waren Kooperationspartner in diesem Projekt.
Am Studienzentrum August Hermann Francke wurden im Rahmen des Gesamtprojekts folgende Arbeiten durchgeführt:
Schulen, Schüler, Lehrer
Anhand der Schüler- und Informatoren-Matrikel der Schulen in den Franckeschen Stiftungen wurden Schüler und Lehrer aus Züllichau/Sulechów und Umgebung vom Ende des 17. Jahrhunderts bis zum Jahr 1806 in einer Datenbank erfasst. Sofern komplementäre Quellen zu ermitteln waren, sind Bildungsbiographien und Werdegänge der Schüler untersucht werden. Die Daten konnten unter anderem die Verbindungen zwischen den Schulen und den personellen Netzwerken zwischen Halle und Züllichau bzw. Schlesien, wie etwa auch zu der Schule an der Jesuskirche im schlesischen Cieszyn/Teschen, sichtbar machen.
Projektleitung: Dr. Brigitte Klosterberg
Projektbetreuung: Dr. Jürgen Gröschl
Projektmitarbeiter: Jan-Hendrik Evers (01.05.2017-30.06.2018), Kristina Hemmen (01.08.2018-31.05.2019)
Drucke der Waisenhaus-Verlage in Halle und Züllichau im 18. Jahrhundert: Bibliographie, Verlagsprofil, Buchdistribution
Die zentrale Aufgabe bestand in dem bibliographischen Nachweis der Verlagserzeugnisse. Die im Waisenhaus zu Züllichau gedruckten und verlegten Werke wurden erstmals systematisch bibliographisch erfasst und ihre Verbreitung in deutschen und polnischen Bibliotheken nachgewiesen. Für Halle existiert bereits eine Datenbank mit den Titeln vom Ende des 17. Jahrhunderts bis zum Jahr 1806, die überarbeitet und mit polnischen Bestandsnachweisen ergänzt wurde.. Die zweite Aufgabe widmete sich der statistischen Auswertung und Beschreibung der Verlagsprofile in Züllichau und Halle. Die dritte Aufgabe bestand darin, Quellen aufzuspüren und auszuwerten, die Auskunft über den Austausch der Bücher zwischen Halle und Züllichau geben können. Die Bücher werden also nicht nur als Träger von Inhalten und Speichermedien des Wissens ihrer Zeit verstanden, sondern als zirkulierende Medien, die in die personellen Netzwerke sowohl des Halleschen Waisenhauses als auch des Züllichauer Waisenhauses eingebunden waren.
Projektleitung: Dr. Britta Klosterberg
Projektmitarbeiterin: Rhea Matschke, Anke Mies
Im Rahmen des Projekts wurden 302 unikale und seltene Drucke des 16. Jahrhunderts aus der Bibliothek der Franckeschen Stiftungen digitalisiert und für die Präsentation in den „Digitalen Sammlungen des Studienzentrums August Hermann Francke" bearbeitet. Darunter zählen 208 Drucke, die Unikate im Verzeichnis der im deutschen Sprachgebiet erschienenen Drucke des 16. Jahrhunderts (VD 16) darstellen, und 94 Drucke, die im 16. Jahrhundert außerhalb des deutschen Sprachgebiets erschienen und als Rara anzusehen sind. Nach erfolgter Digitalisierung durch einen Digitalisierungsdienstleister wurden die Drucke in den „Digitalen Sammlungen des Studienzentrums August Hermann Francke" implementiert und zwecks einer guten Recherchierbarkeit einer Strukturdatenerfassung unterzogen. Die Drucke aus dem deutschen Sprachraum wurden zudem an den Katalog des VD 16 gemeldet. Damit stehen diese Unikate und Rara, die Teil des nationalen kulturellen Erbes auf dem Territorium des Landes Sachsen-Anhalt sind, sowohl der Wissenschaft als auch der interessierten Öffentlichkeit standortunabhängig im Internet zur Verfügung.
Projektdauer: 01.05.-31.12.2017
Projektförderung: Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt
Auf dem Territorium des Landes Sachsen-Anhalt, dem Kernland der Reformation, gibt es zahlreiche große und kleine Bibliotheken mit historischem Buchbestand, darunter die Ende des 17. Jahrhunderts von August Hermann Francke gegründete Bibliothek des Halleschen Waisenhauses, heute Bibliothek der Franckeschen Stiftungen. August Hermann Franckes Wirken in Halle zielte darauf, das Anliegen Martin Luthers, die christliche Reform aller Stände und Bildungsschichten, weiterzuentwickeln und zu vollenden. Dazu zählte auch die Errichtung einer öffentlich zugänglichen Bibliothek. In dieser befinden sich heute aus dem 16. Jahrhundert etwa 8.000 Drucke, die zum Teil interessante handschriftliche Notizen, sogar von Luther selbst, enthalten. Im Rahmen des zweijährigen Projekts, das im ersten Projektjahr vom Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt und der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland gefördert wird, werden die Drucke in den überregionalen Katalog des Gemeinsamen Bibliotheksverbunds katalogisiert und mit allen erkennbaren Provenienzen verzeichnet. Damit wird nicht nur das Wissen um das Schriftgut zur Reformation auf dem Territorium des Landes Sachsen-Anhalt erweitert, sondern auch eine gute Grundlage zur Vorbereitung einer Ausstellung in Kooperation mit der Marienbibliothek in Halle gelegt, die im Rahmen der Lutherdekade 2016/17 in den Franckeschen Stiftungen präsentiert werden soll.
Projektleitung: Dr. Britta Klosterberg
Projektbetreuung: Anke Mies
Projektbearbeiterin: Mirjam Juliane Pohl
Projektlaufzeit: 2014-2015
Wittenberg war in der Frühen Neuzeit einer der wichtigsten Standorte für den Buchdruck und Buchhandel im Alten Reich. Die Bibliothek der Franckeschen Stiftungen besitzt etwa 4.000 Wittenberger Drucke des 16. bis 18. Jahrhunderts, die die immense Wissensproduktion bezeugen, die in der Region des heutigen Landes Sachsen-Anhalt in dieser Zeit vollzogen wurde. In dem Projekt wurden über 1.200 Drucke aus Wittenberg in der überregionalen Katalog des Gemeinsamen Bibliotheksverbunds (GBV) katalogisiert und damit weltweit recherchierbar gemacht werden. Eine repräsentative Auswahl der Drucke wurde in einer Kabinettausstellung der Bibliothek der Franckeschen Stiftungen präsentiert. Das Projekt wurde im Bereich Kultur des Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt gefördert.
Projektleitung: Dr. Britta Klosterberg
Projektbetreuerin: Anke Mies
Projektbearbeiterin: Mirjam-Juliane Pohl
Projektdauer: 01.04.-31.12.2016
Die Titel der Privatbibliothek August Hermann Franckes und seines Sohnes Gotthilf August Francke sind auf der Grundlage des gedruckten Auktionskatalogs von 1770 im Rahmen eines vom Land Sachsen-Anhalt finanzierten Projekts ermittelt und in einer Datenbank verzeichnet worden. Die Datenbank wird in das Francke-Portal integriert. Mit der Rekonstruktion der Privatbibliothek des Vaters und Sohns Franckes wird ein Einblick in ihre Gedankenwelt, ihre religiösen, pädagogischen und sozialen Interessen und weltweiten Kontakte, die die Titel, die Sprachen und die Druckorte der Bücher widerspiegeln, nicht nur Wissenschaftlern, sondern auch interessierten Laien vermittelt.
Projektleitung: Dr. Britta Klosterberg
Projektbetreuung: Anke Mies
Projektbearbeitung: Dr. Christoph Schmitt-Maaß
Laufzeit: 01.07.2012 bis 30.09.2013
Die Bibliothek der Franckeschen Stiftungen besitzt eine Sondersammlung mit Literatur, die im Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses produziert worden ist. Mit der Buchhandlung, die wie die Stiftungen 1698 gegründet worden ist, war von Anfang an der Verlag verbunden, in dem bedeutende theologische, pädagogische, wissenschaftliche und regionalkundliche Literatur verlegt wurde, die weder in der Bibliothek vollständig vorhanden noch an anderer Stelle verzeichnet ist.
Ziel des Projekts war es, erstmalig die Buchproduktion des Verlags von seiner Gründung 1698 bis zum Jahre 1785 bibliographisch zu erfassen. Alle Titel sollten so lückenlos wie möglich anhand von Katalogen, Verbunddatenbanken und Schrifttumsverzeichnissen ermittelt und nach bibliothekarischen Regeln erschlossen werden.
Die Bibliographie der Verlagsproduktion zwischen 1698 und 1728 wurde als Band 10 in der Reihe "Hallesche Quellenpublikationen und Repertorien" unter dem Titel "Der Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses zu Halle. Bibliographie der Drucke 1698–1728", Tübingen 2010, von Brigitte Klosterberg und Anke Mies herausgegeben. Die Datenbank kann im Katalograum des Studienzentrums eingesehen werden. Die Katalogdaten für den Zeitraum 1729 bis 1785 müssen zu einem späteren Zeitpunkt weiter überarbeitet werden.
Mit dieser erstmaligen Verzeichnung der Verlagsproduktion dieses traditionsreichen, mit der Geschichte Halles und der Franckeschen Stiftungen eng verbundenen Verlags wird ein maßgeblicher Beitrag zur Verlags-, Kultur-, Regional- und Wissenschaftsgeschichte des mitteldeutschen Raums und damit eine Grundlage für künftige Forschungen geliefert.
Das Projekt wurde durch Mittel der Lotto-Toto GmbH Sachsen-Anhalt, des Regierungspräsidiums in Halle und der Ernst-Hellmut-Vits-Stiftung im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft finanziert.
Projektleitung: Dr. Britta Klosterberg, Anke Mies
Wissenschaftliche Hilfskraft: Mirjam Juliane Frank
Studentische Hilfskraft: Yvonne Kalle
Projektzeitraum: 1999–2011
In einem Kooperationsprojekt mit der Georgia Salzburger Society in Savannah (Georgia) wurden Briefe des ersten lutherischen Pfarrers in Georgia, Johann Martin Boltzius (1703–1765), für eine englischsprachige Edition vorbereitet. Boltzius, der in Halle Theologie studiert hatte und als Inspektor in den Franckeschen Stiftungen wirkte, war Seelsorger der Salzburger Emigranten, die seit 1734 in Nordamerika eine neue Heimat fanden. In Ebenezer bei Savannah bauten sie unter seiner Leitung ihre Gemeinde auf. Der vom halleschen Pietismus geprägte Boltzius engagierte sich nicht nur auf geistlichem, sondern auch auf wirtschaftlichem und politischem Gebiet für die Salzburger Auswanderer. Er stand im regen Briefwechsel mit den europäischen Verwaltern der Kolonie. Von Halle wurde der Gemeindeaufbau aktiv durch Spenden, Medikamenten- und Büchersendungen unterstützt. Boltzius genießt noch heute unter den amerikanischen Lutheranern und den Nachfahren der Salzburger Siedler in Georgia hohes Ansehen. Ca. 1100 Briefe und Tagebücher im Missionsarchiv der Franckeschen Stiftungen zeugen von diesem wichtigen Abschnitt in der frühen Kolonialgeschichte Nordamerikas. Aus diesem umfangreichen Material sind 150 Briefe für eine Edition ausgewählt worden. Die Briefe wurden zunächst im Stiftungsarchiv transkribiert und anschließend in Georgia ins Englische übersetzt. Sie umfassen den Zeitraum vom Beginn der Ausreise der ersten Emigranten im Jahr 1733 bis zum Tod von Boltzius im Jahr 1765. Ein umfangreicher, gemeinsam erarbeiteter Kommentarteil ergänzt das zweibändige Werk.
Projektleitung: Vincent C. Exley (Savannah)
Projektbetreuung: Dr. Jürgen Gröschl
Wiss. Mitarbeiter: Dr. Karsten Hommel (Leipzig), Dr. Russell Kleckley (Minneapolis)
Projektdauer: November 2006 bis Juni 2009
Veröffentlichung:
The letters of Johann Martin Boltzius, Lutheran Pastor in Ebenezer, Georgia. German pietist in colonial America, 1733-1765. Ed. and transl. by Russel C. Kleckley in collaboration with Jürgen Gröschl. Lewiston [u.a.] 2009.
In dem vom Freundeskreis der Franckeschen Stiftungen geförderten Projekt wurden die Waisenhausgründungen in Deutschland vom Ende des Dreißigjährigen Kriegs bis zum Ende des Alten Reichs in einer Datenbank erfasst. Dazu wurden die einschlägige Primär- und Sekundärliteratur sowie archivalische Quellen ausgewertet. Aufgenommen wurden u.a. Angaben über den Gründer und die Privilegierung, angeschlossene soziale, pädagogische und wirtschaftliche Einrichtungen, Zöglinge und Lehrer, Gebäude und Finanzierung. Ein wichtiger Gesichtspunkt war dabei die Charakterisierung des Bezugs zum halleschen Waisenhaus. Damit leistete das Projekt einen Beitrag zur Vorbereitung des Themenjahrs 2009 "Fürsorge und gesellschaftliche Verantwortung" und hat grundlegende Voraussetzungen für die weitere Erforschung der Wirkungsgeschichte der Franckeschen Stiftungen geschaffen.
Projektleitung: Dr. Britta Klosterberg
Projektbetreuung: Dr. Jürgen Gröschl
Projektbearbeitung: Antje Faßhauer
Projektlaufzeit: Mai 2007 bis März 2009
Die nach ihrem Förderer Carl Hildebrand von Canstein (1667–1719) benannte, 1710 begründete erste Bibelanstalt der Welt war eines der ertragreichsten Unternehmen des Halleschen Waisenhauses. Da für August Hermann Francke die Bibel im Mittelpunkt eines jeden frommen Lebens stand, beschäftigte er sich mit der Möglichkeit, preiswert Bibeln herzustellen, so dass sie für jedermann erschwinglich waren. In Carl Hildebrand von Canstein fand Francke einen Gönner und Förderer seiner Idee, Bibeln vom stehenden Satz zu drucken. Der Erfolg der Bibelanstalt war außerordentlich groß und ebbte erst Anfang des 20. Jahrhunderts ab. Insgesamt konnten zwischen 1712 und 1934 etwa 8 Millionen Bibeln und Neue Testamente aus der Cansteinschen Bibelanstalt verkauft werden.
Die Belegexemplare der verschiedenen Bibelausgaben bilden den Grundstock der Cansteinschen Bibelsammlung, die heute eine Sondersammlung der Bibliothek der Franckeschen Stiftungen darstellt. Der Sammlung zugehörig sind auch Bibelübersetzungen, die der Bibelanstalt von verschiedenen Bibelgesellschaften, in erster Linie von der Englischen Bibelgesellschaft, geschenkt wurden. Deshalb sind nicht nur deutschsprachige Bibeln, sondern Bibeln in 99 Sprachen (so z.B. in Äthiopisch, Japanisch, Kalmückisch, Koptisch, Mandarin, Swahili, Sanskrit, Walisisch und Zulu) in der Cansteinschen Bibelsammlung enthalten. Diese fremdsprachigen Bibeln machen heute den besonderen Reiz dieser Sammlung aus.
In der Sondersammlung sind insgesamt 1.655 Canstein-Bibeln vorhanden. Damit handelt es sich um eine deutschlandweit einmalige geschlossene Sammlung der verschiedenen Ausgaben der Canstein-Bibeln. Hinzu kommen 429 Bibeln, darunter Luther-Bibeln aus dem 16. Jahrhundert und die Bibelübersetzungen, die die Bibelanstalt im Tausch oder durch Geschenk erhalten hat. Die Bibelsammlung war nur unzureichend und unvollständig in einem Zettelkatalog erschlossen und damit für die Nutzer nicht optimal zugänglich. Deshalb war eine nach bibliothekarischen Standards zu leistende Katalogisierung der Bibeln ein dringendes Desiderat.
Ziel des Projekts war die erstmalige Katalogisierung der Bibeln nach den Regeln für die alphabetische Katalogisierung (RAK) in den elektronischen Katalog des Gemeinsamen Bibliotheksverbunds (GBV), so dass die Bibeln überregional nachgewiesen wurden. Um eine Gesamtschau aller in der Bibliothek der Franckeschen Stiftungen vorhandenen Bibeln zu erhalten, wurden auch die in anderen Beständen der Bibliothek vorhandenen Bibelausgaben katalogisiert. Es handelt sich zusätzlich um 322 Bibeln in 30 Sprachen.
Das Drittmittelprojekt wurde mit Geldern von Einrichtungen der evangelischen Kirche, u.a. der Stiftung Bibel und Kultur, der Evangelische Kirche Deutschlands (EKD) und der Kirchenprovinz Sachsen finanziert.
Projektleitung: Dr. Britta Klosterberg
Projektbearbeitung: Gerald Reeke
Projektzeitraum: 2004
Die unter dem Namen "Hallesche Berichte" bekannten, periodisch erschienenen Missionsberichte aus Indien im 18. Jahrhundert gelten als erste protestantische Missionszeitschrift. 1710 wurden diese Berichte erstmals unter dem Namen "Der Königlich dänischen Missionarien aus Ost=Indien eingesandter ausführlichen Berichten erster Theil, Halle 1710" veröffentlicht. Diesem ersten Bericht folgten 108 Zeitschriftenhefte bis zum Jahr 1772, die in der Buchhandlung des Halleschen Waisenhauses verlegt wurden. Der Gesamtumfang des von 1710 bis 1772 erschienenen Periodikums beträgt zirka 17.500 Seiten. Neben Textseiten finden sich 33 Seiten mit Kupferstichen, Tafeln und Karten, die zum Teil aufklappbar sind.
Die "Halleschen Berichte" sind im sogenannten Hybridverfahren von der Firma Mikro-Univers im Auftrag der Franckeschen Stiftungen verfilmt und digitalisiert worden und können online eingesehen werden.
Zeitraum: Oktober 2004 bis Januar 2005
Im Archiv der Franckeschen Stiftungen zu Halle werden hebräische, altsyrische, arabische, persische und (osmanisch-)türkische Handschriften aus drei Jahrhunderten, vornehmlich dem 16., 17. und 18. Jahrhundert, aufbewahrt. Diese einzigartigen handschriftlichen Quellen aus verschiedenen Ländern des Orients sind im Laufe des 18. Jahrhunderts auf sehr unterschiedlichen Wegen nach Halle in den Besitz der Glauchaschen Anstalten gelangt. Die Mehrzahl – Korane, Korankommentare, Gebetbücher, Werke des islamischen Rechts und der islamischen Geschichte, der Mystik, Logik, Philologie, Lexikologie und Kalligraphie sowie Werke der arabischen, persischen und [osmanisch-]türkischen Literatur – wurde im 17. Jahrhundert in den Türkenkriegen erbeutet und von ihren späteren Besitzern den Direktoren des Halleschen Waisenhauses, dem Collegium Orientale Theologicum oder dem Institutum Judaicum et Muhammedicum als Geschenk übergeben. Ein nicht geringer Teil der Handschriften ist in den Glauchaschen Anstalten selbst entstanden. Dabei handelt es sich vorwiegend um Abschriften orientalischer Originalhandschriften, Übersetzungen christlicher Schriften, Grammatiken, Glossare und Schreibübungen.
In den Jahren 2001 bis 2003 wurden die im Haupt- und Missionsarchiv der Franckeschen Stiftungen zu Halle aufbewahrten orientalischen Handschriften gesichtet und nach modernen Standards neu verzeichnet. Ergebnis dieser Arbeiten ist der Katalog "Orientalische Handschriften im Archiv der Franckeschen Stiftungen zu Halle", in dem alle hebräischen, altsyrischen, arabischen, persischen und (osmanisch-)türkischen Handschriften unter kritischer Berücksichtigung des von dem Leipziger Orientalisten August Müller 1876 verfassten Verzeichnisses der orientalischen Handschriften der Bibliothek des Halleschen Waisenhauses ausführlich beschrieben worden sind.
Die Erschließungsergebnisse wurden sowohl in einer Online-Datenbank als auch in einem Findbuch aufbereitet. Zusätzlich zu dem gedruckten Repertorium kann der Katalog auch als Gesamtdokument im Internet abgerufen werden. Fachwissenschaftler und eine interessierte Öffentlichkeit erhalten so umfangreiche Recherchemöglichkeiten, die ihnen einen umfassenden Einblick in die orientalischen Handschriftenbestände des Archivs der Franckeschen Stiftungen gewähren.
Projektleitung: Dr. Thomas Müller-Bahlke
Projektmitarbeiterin: Dr. Erika Pabst
Projektzeitraum: 2001–2003
1706 begann in der kleinen dänischen Handelskolonie Tranquebar in Südindien die Dänisch-Hallesche Mission. Die beiden ersten Missionare waren Bartholomäus Ziegenbalg und Heinrich Plütschau, die beide dem Halleschen Waisenhaus eng verbunden waren. Die Korrespondenzen und Journale der Dänisch-Halleschen Mission, die bis in das 19. Jahrhundert reichen, bilden heute die Indienabteilung im Missionsarchiv der Franckeschen Stiftungen. Im Rahmen der Missionsarbeit gelangten auch indischsprachige Manuskripte nach Halle, überwiegend in Tamil und Telugu. Ein Großteil dieser Manuskripte befindet sich in der Palmblatthandschriftensammlung des Archivs.
Ziegenbalg und seine Nachfolger beschäftigten sich intensiv mit dem südindischen Kulturkreis. Sie widmeten sich auch der Übersetzung von Bibeltexten, Kirchenliedern, Gebeten und wichtigen pietistischen Schriften in die Landessprachen. Die Übersetzungen brachten sie jedoch nicht zu Papier, sondern in die landesübliche Literaturform, auf Palmblätter. Das erleichterte ihnen den Zugang zu ihren indischen Zuhörern, denen sie so die christliche Botschaft mittels eines Mediums nahe brachten, das ihnen vertraut war. Auf diese Weise entstand eine große Anzahl indischsprachiger Palmblattmanuskripte. Die Missionare schickten sie als Belege ihrer Arbeit zurück nach Europa. In Halle wurden sie sorgsam aufbewahrt und zunächst als Kuriosität im Kunst- und Naturalienkabinett des Waisenhauses gezeigt, später an die Hauptbibliothek abgegeben und schließlich in das Archiv überführt. Dort werden sie heute mit insgesamt etwa 100 Bündeln Tamilmanuskripten und 160 Bündeln Telugumanuskripten als größte europäische Sammlung dieser Art aufbewahrt. Weitere tamilsprachige Dokumente befinden sich als Papiermanuskripte in den regulären Faszikeln des Missionsarchivs.
Im Rahmen der Kooperation zwischen den Franckeschen Stiftungen und dem Gurukul Lutheran Theological College in Indien erschloss Dr. Daniel Jeyaraj alle tamilsprachigen Manuskripte im Stiftungsarchiv. Das Ergebnis sind drei Kataloge, die der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden.
Projektleitung: Dr. Thomas Müller-Bahlke
Projektmitarbeiter: Dr. Daniel Jeyaraj, Dr. Erika Pabst
Projektzeitraum: 1998, 2003
Die Franckeschen Stiftungen erschließen in Kooperation mit der Széchényi Nationalbibliothek Budapest die Hungarica in den Beständen der Bibliothek der Franckeschen Stiftungen. Die beiden Einrichtungen leisten damit gemeinsam einen Beitrag zur Erforschung der hallisch-ungarischen Beziehungen, die vor dreihundert Jahren durch August Hermann Francke befördert wurden. In einer ersten Publikation sind die ungarischen Porträts aus der umfangreichen Porträtsammlung der Bibliothek der Franckeschen Stiftungen, die 1756 von Jacob Gottfried Bötticher, dem Inspektor der Waisenhaus-Buchhandlung, der Bibliothek vermacht worden ist, verzeichnet. In einleitenden Kapiteln werden die Geschichte der Porträtsammlung und der ungarische Bezug der Porträts beschrieben. Der Katalog bietet neben der Abbildung der Porträts eine Porträtbeschreibung mit einer Kurzbiografie zu den dargestellten Personen.
Projektleitung: Dr. István Monok, Dr. Britta Klosterberg
Projektbearbeitung: Attila Verók, Dr. György Rózsa
Projektzeitraum: 2001–2002
Publikation: Die Hungarica-Sammlung der Franckeschen Stiftungen zu Halle. Hrsg. von Brigitte Klosterberg und István Monok. Teil 1: Porträts. Bearbeitet von Attila Verók und György Rósza. Tübingen 2004 (Hallesche Quellenpublikationen und Repertorien; 7).
Die Idee, europäische Quellenbestände der Indienmission in einer Bestandsübersicht zusammenzufassen, entstand Im Herbst 1999 am Rande einer Tagung in Oxford, die sich mit dem christlich geprägten interkulturellen Austausch zwischen Indien und Europa befasste. Das Archiv der Franckeschen Stiftungen übernahm daraufhin die Erarbeitung einer solchen Übersicht für den deutschsprachigen Raum. Ziel war es, die einschlägigen Archivstandorte im deutschsprachigen Raum zu erfassen und die dort vorhandenen Quellenbestände kurz vorzustellen.
Die nun vorliegende Bestandübersicht ist das Ergebnis einer engen und konstruktiven Zusammenarbeit zwischen dem Stiftungsarchiv und den Missions- und Ordensarchiven in Deutschland, Österreich und der Schweiz, Missionswissenschaftlern, Historikern, Theologen und Vertretern kirchlicher Einrichtungen. Die Bestandsübersicht gibt Auskunft über Zeit und Region der Missionstätigkeit, über die Geschichte der Mission und die in den Missions- und Ordensarchiven aufbewahrten handschriftlichen und gedruckten Quellen, Sach-, Bildquellen und Nachlässe. Darüber hinaus enthält sie aktuelle Benutzerinformationen zu den Archiven und den mit ihnen verbundenen Bibliotheken. Diesen Bestandsangaben ist jeweils ein Essay vorangestellt, der in die Geschichte jeder einzelnen Mission einführt.
Projektleitung: Dr. Thomas Müller-Bahlke
Projektbeirat: PD Dr. Hugald Grafe (Hildesheim), PD Dr. Michael Bergunder (Heidelberg), Dr. Heike Liebau (Berlin)
Projektmitarbeiterin: Dr. Erika Pabst
Projektzeitraum: 1999–2001
Publikation: Quellenbestände der Indienmission 1700–1918 in Archiven des deutschsprachigen Raums. Hrsg. von Erika Pabst und Thomas Müller-Bahlke. Tübingen 2005 (Hallesche Quellenpublikationen und Repertorien; 9).
Projektziel war die Erstellung eines bio-bibliographischen Verzeichnisses aller Verfasser, von denen Handschriften im Hauptarchiv vorhanden sind. Es handelt sich hierbei um zirka 6.500 Personen, deren Lebensdaten ermittelt werden mussten.
Im Dezember 1993 wurde dieses Projekt zur Endbearbeitung an das Archiv der Franckeschen Stiftungen übergeben. Hier erfolgte die Eingabe der Daten in ein eigens dafür entwickeltes Computerprogramm, angefangen von jeder einzelnen Handschrift bis hin zu detaillierten Literaturangaben. Die vorhandenen Biographien wurden überarbeitet und fehlende Daten ergänzt.
Ende 1999 waren die Arbeiten an diesem Register soweit abgeschlossen, dass zunächst eine stark gekürzte Druckfassung veröffentlicht wurde. 2001 wurde das Register auf der Homepage der Franckeschen Stiftungen online gestellt. Seit 2009 können bio-bibliographische Daten für Personen aller historischen Archivabteilungen über eine Datenbank abgerufen werden, soweit sie im Zuge von Erschließungsprojekten ermittelt wurden. Der Benutzer kann mit dem Archiv in Verbindung treten, um gemeinsam mit den Archivaren die Daten zu aktualisieren und zu vervollständigen.
Mit diesem Projekt steht der Forschung eine umfangreiche Recherchemöglichkeit zum biographischen Umfeld des Halleschen Pietismus zur Verfügung.
Projektleitung: Prof. Dr. Rolf Lieberwirth, Sächsische Akademie der Wissenschaften
Projektmitarbeiterin: Carmela Keller, M.A.
Projektzeitraum: 1993–1999
Publikation: Biographisches Register zum Hauptarchiv der Franckeschen Stiftungen zu Halle (Saale). Hrsg. von Rolf Lieberwirth. Stuttgart: Steiner, 2000.
Die Bibliothek der Franckeschen Stiftungen besitzt eine 13.000 Blätter umfassende Porträtsammlung, die der Inspektor der Buchhandlung des halleschen Waisenhauses Jakob Gottfried Bötticher 1756 der Bibliothek vermacht hat. Die Porträts bekannter und wichtiger Persönlichkeiten, hauptsächlich des 17. und 18. Jahrhunderts, ergänzen auf ideale Weise den historischen Buchbestand der Bibliothek. Der besondere Reiz der Sammlung liegt in den von Bötticher selbst verfassten Versen, die er unter die Porträts geschrieben hat.
Sämtliche Porträts der Sammlung sind in einer Datenbank verzeichnet und nach einem Schema bearbeitet, das alle wesentlichen Elemente einer Porträtbeschreibung enthält: Signatur, Name, Lebensdaten und Beruf des Dargestellten, Stecher und Zeichner bzw. Maler der Vorlage, Impressum, Größe, Wiedergabe der Bötticherschen Verse. Zu jedem Porträt kann ein Digitalisat in der Datenbank aufgerufen werden.
Projektleitung: Dr. Britta Klosterberg
Projektbearbeitung: Dipl.-Bibl. Rhea Matschke
Projektzeitraum: 1996–1999
Publikation: Rhea Matschke: "Du fragst wen stellet doch dis schöne Kupfer für..." Die Porträtsammlung der Bibliothek der Franckeschen Stiftungen. Halle 2003. (Kleine Schriftenreihe der Franckeschen Stiftungen; 3)
Briefe und Tagebücher, im Missionsarchiv der Franckeschen Stiftungen über Jahrhunderte sorgsam aufbewahrt, dokumentieren das Schicksal der Salzburger Glaubensflüchtlinge, die unter der Leitung Hallescher Pietisten 1734 in Georgia die erste lutherische Gemeinde Georgias gründeten. Die Beziehungen nach Halle setzten sich über mehrere Generationen bis in das 19. Jahrhundert fort.
Das in zweijähriger Projektarbeit in Kooperation mit der Georgia Salzburger Society Savannah entstandene Find- und Lesebuch erschließt die 1.067 Handschriften in der Georgia-Abteilung des Missionsarchivs. Es bietet vielfältiges neues Material für Forschungen zur Kirchen- und Gesellschaftsgeschichte, zu Wirtschaft, Pädagogik, Medizin und vielem mehr.
Die Schriftstücke wurden vollständig neu verzeichnet, chronologisch geordnet und in Form deutsch- und englischsprachiger Inhaltsangaben erfasst. Das Namensregister umfasst über 2.200 Personen.
Projektleitung: Dr. Thomas Müller-Bahlke
Projektmitarbeiter: Dr. Jürgen Gröschl, Dr. Wolfgang Krüger
Projektzeitraum: 1997-1999
Publikation: Salzburg – Halle – Nordamerika. Ein zweisprachiges Find- und Lesebuch zum Georgia-Archiv der Franckeschen Stiftungen. Mit einer Einleitung von Hermann Winde. Hrsg. von Thomas J. Müller-Bahlke und Jürgen Gröschl in Verbindung mit der Georgia Salzburger Society. Tübingen 1999 (Hallesche Quellenpublikationen und Repertorien; 4).
Abgeschlossene Restaurierungsprojekte
Ziel des Projekts war die Restaurierung des durch Tintenfraß stark geschädigten sogenannten Tranquebar-Archivs, das als Depositum des Leipziger Missionswerks in den Franckesschen Stiftungen aufbewahrt wird. Damit sollte die Nutzung und Digitalisierung der Handschriften ermöglicht werden.
Das Restaurierungsprojekt wurde von der der Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) im Rahmen des Sonderprogramms der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie vom Land Sachsen-Anhalt großzügig gefördert. Der Eigenanteil konnte durch die Unterstützung des Leipziger Missionswerks und eine Spende des Freundeskreises der Franckeschen Stiftungen finanziert werden. Die Bearbeitung durch die Firma Paperminz Bestandserhaltung GmbH in Leipzig umfasste die Trockenreinigung, Maßnahmen der Nassbehandlung und Papierstabilisierung sowie die Neuverpackung der Dokumente.
Im Rahmen des Sonderprogramms der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) unterstützte die Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) ein Projekt zum Schutz der Bestände in Bibliothek und Archiv am Studienzentrum August Hermann Francke im Jahr 2020.
Das Projekt basierte auf den restauratorischen Empfehlungen, die im vorhergehenden, 2019 von der KEK geförderten Projekt „Erstellung eines Schadenskatasters der historischen Bestände von Bibliothek und Archiv der Franckeschen Stiftungen“ erarbeitet worden sind. Um die wertvollen historischen Bestände langfristig vor mechanischen Schäden, Licht, Staub, Mikroorganismen und Schädlingen zu schützen, ist eine regelmäßige Reinigung der Bestände unerlässlich. Im Rahmen des Projekts wurden ca. 64.000 Bände des historischen Buchbestands, insbesondere aus der Kulissenbibliothek, professionell von Mitarbeiter/innen der Firma Preservation Academy Leipzig (PAL) gereinigt. Darüber hinaus wurden die historischen Bestände des Archivs in säurefreie Kartons neu verpackt. Verpackungen stellen die einfachsten und wirkungsvollsten Mittel zur präventiven Konservierung dar. Sie schützen nicht nur vor Schäden durch äußere Einflüsse, sondern sie erleichtern auch die Lagerung und den Transport.
Die konservatorischen Maßnahmen dienten auch als Vorbereitung des Umzugs von zentralen Archiv- und Bibliotheksbeständen, der 2021 in das ehemalige Druckereigebäude (Haus 52-53) stattfinden wird.
Zu den Schätzen des Studienzentrums August Hermann Francke gehört der Nachlass von Christian Keferstein (1784-1866). Keferstein war ein hochgebildeter Laie auf dem Gebiet der Geologe und Mineralogie. Aufmerksamkeit erlangte er in Fachkreisen, als er in den 1820er Jahren die erste geognostische Karte Deutschlands in der vom ihm herausgegebenen Zeitschrift Teutschland, geognostisch-geologisch dargestellt veröffentlichte. Im Zuge dieses ehrgeizigen Projektes arbeitete Keferstein u.a. mit Johann Wolfgang von Goethe zusammen, der eine Farbskala für die Kolorierung der von Keferstein gezeichneten Karten entwickelte. Besonders die geologischen Karten der Sammlung Kefersteins sind heute von besonderem wissenschaftlichen Interesse, da Keferstein diese zum Teil selbst koloriert und mit handschriftlichen Bemerkungen versehen hat.
Im Rahmen eines von der G. & H. Murmann-Stiftung in der Deutschen Stiftung Denkmalschutz finanzierten Projekts wurden im Frühjahr 2020 in der Restaurierungswerkstatt Buchrestaurierung Leipzig 339 Karten aus der Sammlung Keferstein fachkundig restauriert. Die Karten des 18. und 19. Jahrhunderts wiesen Verschmutzungen, Risse, Fehlstellen, Rostspuren oder sogar Löcher auf und waren zum Teil unfachmännisch mit Klebestreifen gesichert worden, die das Papier dauerhaft schädigen. Außerdem erschwerte die Einbindung vieler Karten in Mappen die Aufbewahrung und Präsentation. Bei der Restaurierung wurden alle Karten aus der Bindung herausgenommen, einzeln gesäubert und restauriert sowie anschließend in einer säurefreien Pappe plangelegt, so dass die Karten dauerhaft gesichert und aufbewahrt werden können.
Einige der geologischen Karten sind ab 20. September 2020 in der Jahresausstellung der Franckeschen Stiftungen „Im Steinbruch der Zeit. Erdgeschichte und die Anfänge der Geologie“ zu besichtigen.
Nach dem erfolgreichen Abschluss des Restaurierungsprojektes »Gefaltet und gesiegelt« konnten wir auch 2019 mit Unterstützung der Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) im Rahmen des Sonderprogramms der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) ein neues Projekt zum Schutz unserer Bestände in Bibliothek und Archiv starten.
Ziel des Projektes war es, eine restauratorische Schadensanalyse für die historischen Bestände von Bibliothek und Archiv der Franckeschen Stiftungen zu erarbeiten, die im Studienzentrum August Hermann Francke aufbewahrt und verwaltet werden. Diese Schadensanalyse kann nun als Grundlage für die systematische Planung zukünftiger Bestandserhaltungsmaßnahmen dienen. Die Schadensanalyse wurde für einen Bestand von 450 lfm Akten und 3300 Planzeichnungen im Archiv sowie 119.000 Bänden und 29.000 Schulprogrammen in der Bibliothek durchgeführt. Die erfahrenen RestauratorInnen der Preservation Academy Leipzig haben dafür in Absprache mit den ArchivarInnen und BibliothekarInnen ein Schadenskataster erarbeitet, das die Schäden nicht nur dokumentiert, sondern auch die Objekte in Schadensklassen einteilt, um Prioritäten für spätere Maßnahmen festzulegen.
Nach der Bestandsaufnahme vor Ort wurden die vorgefundenen Schadenskategorien ausgewertet. Diese Auswertung mit Blick auf eventuelles Gefährdungspotenzial für die Langzeitsicherung der Bestände dient damit zur Erarbeitung eines Maßnahmenplans für die Bestandserhaltung mit entsprechender Kostenanalyse zur Bestimmung des Finanzbedarfs. Zukünftige Bestandserhaltungsmaßnahmen können damit besser geplant und in den Haushalt integriert werden. Die Priorisierung anhand der Schadensklassen hilft, entsprechende Maßnahmen für stark gefährdete Bestände relativ zeitnah einzuleiten und somit den Bestand nachhaltig zu sichern.
Förderung durch BKM-Sondermittel 2018 zur Erhaltung des schriftlichen Kulturguts in Deutschland
Dank einer Förderung durch die Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) im BKM-Sonderprogramm konnten 48 frühneuzeitliche Urkunden aus dem Stiftungsarchiv aus der Zeit zwischen 1601-1800 restauriert werden. Zu den bedeutendsten Stücken der Maßnahme zählt die Gründungsurkunde für das Hallesche Waisenhaus August Hermann Franckes, ausgestellt durch den damaligen Kurfürsten von Brandenburg, Friedrich III., den späteren König in Preußen, im Jahr 1698.
Die Pergamenturkunden im Archiv der Franckeschen Stiftungen zählen zu den wichtigsten Dokumenten der Stiftungsgeschichte. Sie belegen zum einen das Verhältnis des Stiftungsgründers zum preußischen Staat, der u.a. mit seinen Privilegien die rechtliche Grundlage für die Errichtung des Waisenhauses und der nachfolgenden Institutionen, wie Buchdruckerei, Apotheke oder Schulen, schuf. Der Urkundenbestand enthält aber auch Unterlagen zu den vom Halleschen Waisenhaus bewirtschafteten landwirtschaftlichen Gütern in der Region. Die bis in das Jahr 1601 zurückgehenden Lehnurkunden illustrieren die Versorgungssituation der Schulstadt Franckes und sind damit ein wichtiger Baustein für die Erforschung der Wirtschaftsgeschichte des Halleschen Waisenhauses. Sie stellen aber auch wertvolles Quellenmaterial für die Regionalgeschichte und zur Erforschung der Beziehungen der Adelsgeschlechter und deren Besitzverhältnissen dar.
Der Zustand der Urkunden hatte eine Nutzung bisher beinahe unmöglich gemacht: Siegelbänder hatten sich aufgelöst, Metallkapseln waren durch die Luftfeuchtigkeit korrodiert und manche Urkunde wies Fehlstellen auf. Vor allem lagen 36 der 48 Urkunden gefaltet vor. Das trockene Pergament machte das Auffalten der Dokumente kaum möglich, ohne sie zu beschädigen. Teilweise starke Verschmutzung erschwerte zudem die Lesbarkeit. Dank der Förderung durch die KEK konnten in der Preservation Academy GmbH Leipzig die Urkunden gereinigt, geglättet und sachkundig restauriert werden. Nach der Restaurierung wurden die Urkunden am Studienzentrum digitalisiert, so dass die Texte weltweit online zugänglich sind.
Förderung des Archivs der Franckeschen Stiftungen durch die Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) 2016
2016 förderte die Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) unter dem Motto „Erste Wahl“ bundesweit 36 Modellprojekte zur Bestandserhaltung in Archiven und Bibliotheken. Das zentrale Thema der Förderung zielte auf die wichtige Frage der Priorisierung im Bereich der Bestandserhaltung: Welche Bestände sollen wann behandelt werden, um dem drohenden Verlust des kulturellen Erbes in Archiven und Bibliotheken Einhalt zu gebieten? Die Erhaltung der Vielfalt und der Menge der zum Teil über die Jahrhunderte hinweg gewachsenen Sammlungen bedarf einer klugen Vorgehensweise, denn nicht alle beschädigten oder gefährdeten Originale können sofort und zur gleichen Zeit bearbeitet werden.
Das Archiv der Franckeschen Stiftungen erhielt von der KEK eine einjährige Projektförderung für die Restaurierung früher religions-, sprach- und naturwissenschaftlicher Studien, die in den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts von halleschen Missionaren im heutigen Bundesstaat Tamil Nadu angefertigt wurden. Sie sind teilweise unikal und der Forschung aufgrund ihres Erhaltungszustandes noch nicht zugänglich gewesen. Eine umfassende Restaurierung dieser Handschriften und ihre Online-Stellung nach der Digitalisierung tragen nachhaltig dazu bei, die Geschichte des interkulturellen Dialogs zwischen Europa und Indien einer sowohl wissenschaftlichen als auch breiten internationalen Öffentlichkeit zugänglich zu machen sowie das gemeinsame kulturelle Erbe im 21. Jahrhundert wiederzubeleben und weiterzuentwickeln. Dazu trägt auch die Integration der Digitalisate in das Ausstellungskonzept des im Aufbau befindlichen Museums in Tharangambadi bei.
Die ausgewählten Schriften spiegeln in einzigartiger Weise die Vorreiterrolle der halleschen Missionare bei der Erforschung von Alltag, Traditionen, Sprache und Natur in Südindien zu Beginn des 18. Jahrhunderts wider.
Die 1713 entstandene „Genealogie der malabarischen Götter“ des ersten protestantischen Missionars Bartholomäus Ziegenbalg (1682-1719) ist ein Meilenstein in der Untersuchung der indischen Religionsgeschichte. Erstmals stellt sie umfassend und für ein europäisches Publikum die hinduistischen Haupt- und Nebengötter, Propheten, Feste sowie Opferzeremonien vor.
Eine Fortsetzung dieser Arbeit bildet die Beschreibung „Jadhur Wedam“ von Christoph Theodosius Walther (1699-1741), eine auf Wunsch europäischer Gelehrter zusammengestellte Erklärung des Yajurveda, eines der vier heiligen Texte des Hinduismus, über den bis zu diesem Zeitpunkt in Europa nur vage Vorstellungen vorhanden waren.
Das mehrsprachige Wörterbuch Tamil-Telugu-Latein-Englisch von Benjamin Schultze (1689-1760), ursprünglich zur Übersetzung des Alten und Neuen Testaments und zur Vorbereitung von Predigten in den Jahren 1728 bis 1732 angelegt, bildet ein hervorragendes Beispiel für die Herausbildung der vergleichenden Sprachwissenschaft, als einer deren Pioniere Schultze heute gilt.
Die Studien zum indischen Kalender, zur Astronomie und zur Meteorologie von Christoph Theodosius Walther und Johann Ernst Geister (gest. 1750) gehören zu den frühesten naturkundlichen Forschungen auf indischem Boden, zu denen es keine vergleichbaren Parallelüberlieferungen gibt.
Abgeschlossene Praktika
Am Studienzentrum August Hermann Francke können Studierende und Doktorand/innen in den Bereichen Archiv und Bibliothek mehrwöchige Praktika absolvieren. Kooperationen bestehen mit dem Masterstudiengang „Kulturen der Aufklärung“ an der MLU in Halle, dem Masterstudiengang „Sammlungsbezogene Wissens-und Kulturgeschichte“ der Universität Erfurt und dem ITN-Projekt „The History of Human Freedom and Dignity in Western Civilization“. Einen Einblick in die Themenvielfalt und die Ausrichtung der gewählten Praktika gewähren ausgewählte Praktikumsberichte:
Praktikumsberichte im Masterstudiengang "Kulturen der Aufklärung"